Was war das Anfang der Woche für ein Aufschrei: Am Dienstag hatte Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) es gewagt, sich für “eher mehr als weniger Arbeit” auszusprechen und einer von manchen favo-risierten 41 Stunden-Arbeitswoche nicht eine klare Absage zu erteilen. Das lieferte dann prompt nur einen Tag später Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) nach: “Eine 41 Stunden-Woche kommt fix nicht”, erklärte der Regierungschef.

Das war Musik in den Ohren der Wähler, Gewerkschafter und Work-Life-Balance-Anhänger. Durchatmen in den Belegschaften. Doch 1282 Kilometer Luftlinie von Wien entfernt, in Griechenlands Hauptstadt Athen, wird so recht niemand verstanden haben, worüber in Österreich heftig diskutiert wird.

Die “faulen Griechen”, wie sie seit der großen Finanzkrise 2008 gebrandmarkt sind, arbeiten längst über 40 Stunden die Woche, haben weniger Urlaub (20 Tage) und weniger Feiertage (10), dafür aber ein hohes Wirtschaftswachstum (3 %). Das Argument einer fehlenden Produktivität zieht also auch nicht. Doch anstatt sich hiermit zufrieden zu geben, legen die Südländer noch einen drauf, um auch eines der größten Probleme der Zukunft zu lösen. Zum 1. Juli führt Athen die 6-Tage-Woche ein.

Österreich in punkto freie Tage eine Top-Nation

Die Frage muss angesichts solcher Zahlen gestattet sein: Arbeiten wir alle vielleicht doch zu wenig, um unseren Wohlstand auch mittel- und langfristig zu sichern? Mit einer Tarifarbeitszeit von 38,5 Stunden die Woche liegt Österreich in der Eurozone leicht über dem Durchschnitt von 37,2 Wochenstunden. In vielen Ländern aber – die man wohl zunächst nicht zwingend auf der Rechnung hat – wird mehr gearbeitet. Neben Griechenland haben auch Lettland und Litauen die 40 Stunden-Woche, ebenso wie Kroatien, Polen oder Rumänien. Und es gibt viele weitere Beispiele (Bulgarien, Malta Luxemburg).

Dafür gehört Österreich bei den Feiertagen zu den Top-Nationen: Elf so wie wir haben noch die Finnen und die Kroaten, gar auf zwölf bringen es die Bulgaren und Slowaken. Der Rest aber hat seine Feiertage längst eingedampft und arbeitet stattdessen regulär. Ähnlich verhält es sich bei den Urlaubstagen. Mit 25 liegt Österreich über dem Schnitt der Eurozone, viele Länder leisten sich nur 20 bis 22 Tage. Die Bilanz verhageln Dänemark und Deutschland, wo die Arbeitnehmer sechs Wochen (30 Tage) die Füße hoch legen.

Arbeiternehmer entscheiden selbst über 6. Tag

Alle Zeitfaktoren berücksichtigt, entsteht so eine Jahressollarbeitszeit. Die liegt in Österreich bei 1725 Stunden und damit etwas über dem Durchschnitt (1683,2) innerhalb der Eurozone. Unsere Nachbarn aus Ungarn mit ihrer 40-Stunden-Woche kommen auf 1856 Stunden, die Polen auf 1848, die Esten auf 1865, die Luxemburger auf 1800.

Und die “faulen” Griechen? Sie bringen es jetzt schon 1840 Stunden. Mit 1. Juli und Einführung der 6-Tage-Woche wird sich dies noch erhöhen. Sie gilt für den privaten und öffentlich kontrollierten Sektor- nicht aber für Beamte. Für die Arbeitnehmer ist es offiziell ihre freiwillige Entscheidung, ob sie sechs Tage durcharbeiten wollen oder weiterhin auf die 5-Tage-Woche setzen.

Bei uns dürfte darüber wohl nicht einmal diskutiert werden.