Seit Tagen wird Österreichs Innenpolitik sowie der EU-Wahlkampf von den schweren Vorwürfen gegen die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling überschattet. Am Freitag zeigte sich die 23-jährige Wienerin betroffen, betonte aber, niemals an einen Rückzug gedacht zu haben.

“Natürlich waren die letzten Tage und Wochen nicht einfach”, sagte Schilling auf eine Frage zu Rückzugsgedanken, “Ich bin nicht aus Teflon, es macht was mit mir, solche Vorwürfe zu lesen.” Letztlich sagte sie aber ein klares “Nein” zu einem Rückzug, denn es gehe ums Gestalten in Europa, ums Klima und gegen einen Rechtsruck. Es sei ihr klar gewesen, dass etwas kommen könne, wenn man als junge Frau zu einer Wahl antrete. Mit diesem Ausmaß habe sie jedoch nicht gerechnet.

"Vielleicht habe ich zu sehr gemauert"

Den Beginn der Pressekonferenz nutzte Schilling dafür, in fünf Punkten “einordnende Worte” zu Vorwürfen ihr gegenüber zu sprechen, etwa zur schon bereits bekannten Unterlassungserklärung. Den Vorwurf, sie hätte einem Journalisten durch eine Beschwerde mutwillig Schwierigkeiten bereitet, wies sie als “nicht richtig” zurück. Erneut entschuldigte sie sich dafür, Gerüchte aufgeschnappt und weitererzählt zu haben. Zum Umgang mit den Vorwürfen meinte sie generell: “Vielleicht habe ich zu sehr gemauert, daraus habe ich gelernt.” Sie habe aber ihr Privatleben und ihr nahestehende Menschen schützen wollen.

Parteichef Kogler entschuldigt sich

Zeit für entschuldigen sah auch Parteichef und Vizekanzler Werner Kogler gekommen. Bei der Pressekonferenz am 8. Mai zur Verteidigung Schillings seien “erkennbar die Pferde mit mir durchgegangen”. Kogler hatte dort von “anonymem Gemurkse” und “Gefurze” gesprochen. Nun wertete er dies als unpassend, unsensibel und unintelligent. “Dafür möchte ich mich entschuldigen, das war nicht schlau, das gehört sich nicht”. Erst danach widmete auch er sich – gemeinsam mit Generalsekretärin Olga Voglauer – dem grünen Programm für die EU-Wahl, nämlich der Verteidigung des Green New Deal und der Abwehr rechter Feinde der liberalen Demokratie.

Zur Frage, ob die Grünen sich nicht gar in einer Existenzkrise befänden oder vor einer Spaltung stünden, meldete sich Voglauer zu Wort: Tatsächlich sei man mit einer breitgetretenen Debatte zu Dingen aus Lena Schillings persönlicher Sphäre konfrontiert, in einer Ausprägung, “die wir noch nie hatten und nicht kennen”.