Alfred Gusenbauer (63) steht seit Wochen auf der Gläubiger-Liste der insolventen Signa-Holding des gefallenen Tiroler Immobilien-Tycoons Rene Benko (46), was auch öffentlich bekannt war. Neu ist jedoch die Höhe seiner Forderung: Laut Recherchen von “Profil” und “Süddeutscher Zeitung” belaufen sich diese auf 6,3 Millionen Euro. Der SPÖ-Altkanzler, der Österreich in den Jahren 2007 bis 2008 regierte, dürfte also auch bei einer Quote von 30 Prozent noch einmal kräftig abkassieren – sofern das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung erfolgreich durchgeführt werden kann.

Gusenbauers Forderung ist zumindest bemerkenswert: Denn als Mitglied des Aufsichtsrats der Signa Prime und der Signa Development – den wichtigsten Bausteinen im undurchsichtigen Benko-Konglomerat – trug er zumindest Mitverantwortung für ein unvergleichliches Desaster. Als Aufsichtsrat scheint er die Ausübung der Aufsicht auf ein Minimum reduziert zu haben – sonst hätten und seine Kollegen die Reißleine viel früher ziehen müssen.

Als Mitglied des Beirats der Signa aber muss Lobbyist Gusenbauer im Gegensatz dazu Großartiges geleistet haben. Allein in den Jahren 2020 und 2021 soll er dort Honorare von insgesamt fünf Millionen Euro in Rechnung gestellt haben. Weil er der Signa-Holding dank seiner politischen Verbindungen so behilflich war, als es um staatliche Coronahilfen in Deutschland für Benkos heruntergewirtschaftete Kaufhaus-Kette Galeria Kaufhof ging.

Nicht übel: Eine Woche Arbeit im Monat machte 280.000 Euro im Jahr

Und “Gusi” scheint auch danach Gold wert gewesen zu sein. Sonst könnte seine Mitarbeit im Tiroler Dickicht ja aktuell eben nicht mit 6,3 Millionen Euro in Form von Forderungen zu Buche schlagen. Er muss jedenfalls mehr getan haben, als einst vereinbart wurde: Für seinen Beraterjob war eine Jahrespauschale von 280.000 Euro verabredet worden – bei einem Arbeitsaufwand, der in etwa eine Woche pro Monat betragen sollte.

Gusenbauer gehörte übrigens zu Benkos treuesten Dienern. Nur drei Wochen nach seinem Abgang aus der aktiven Politik heuerte der Aktkanzler in Benkos Signa an. Das allein empfanden viele schon als dreist.