Österreich verzeichnet immer mehr Hitzetage – also Tage mit mehr als 30 Grad – im Jahr. Diese Wettersituation führt zu einem sinkenden Grundwasserspiegel von Österreichs Seen und Flüsse und gefährdet zudem die Ernten der Landwirtschaft mit ihrer Werkstatt unter freiem Himmel. “Die Ursachen dafür liegen auf der Hand: Die Erderwärmung verbunden mit ausbleibenden Niederschlägen, aber auch die Verbauung unserer Äcker und Wiesen, die als Wasserspeicher zunehmend verloren gehen“, erklärte Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, in seinen  Gespräch mit Helmut Habersack, Leiter des Instituts für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung an der Universität für Bodenkultur.

Grundwasserspiegel sinkt

“Der Klimawandel mit starken Niederschlagsdefiziten, die Versiegelung der Böden und die Regulierung der Flüsse mit daraus folgenden Erosionen des Flussbettes wirken sich nachhaltig negativ auf den Grundwasserspiegel aus”, meinte Habersack. Und weiter: “So ist etwa der Wasserstand des Bodensees nur mehr elf Zentimeter von seinem historischen Minimalwert entfernt. Und zuletzt stellt die Versiegelung von Flächen ein massives Problem dar, denn diese führt zu einer Reduktion der Grundwasserneubildung.”

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, “ist ein Rückbau von Flüssen und Feuchtgebieten sowie die Reduktion des Bodenverbrauchs notwendig. Wasser könnte so länger in der Landschaft gehalten werden, was wiederum auch der Reduktion des Hochwasserrisikos dient, da Überflutungsflächen erhalten bleiben beziehungsweise zurückgewonnen werden“, erklärte der Experte.

Lange Dürreperioden sorgen für hohe Schäden.

Landwirte klagen über Dürreschäden

Durch die vielen Hitzetage klagen Landwirte bereits über Dürreschäden – im Herbst soll die Situation weiter verschärfen. “Wir hatten grundsätzlich eine gute Getreideernte, da es dafür ausreichend Niederschläge gab. Anders ist die Situation bei den Herbstkulturen wie Mais, Sojabohnen, Kürbis, Kartoffeln, Sonnenblumen und dem Grünland. Insbesondere im Osten und Süden Österreichs rechnen wir mit erheblichen Ernteausfällen”, meinte Weinberger und warnte: “Wir erwarten aus heutiger Sicht einen Dürreschaden in der Landwirtschaft von 100 Millionen Euro.” Und weiter: „Auch wenn das endgültige Schadensausmaß erst Mitte September beziffert werden kann, wird uns vor Augen geführt, dass in Zukunft vermehrt mit extremer Trockenheit zu rechnen ist.”

Helmut Habersack (links) und Kurt Weinberger im Pressegespräch.

Agrarfläche wird verbaut

„Neben der Bedrohung der österreichischen Landwirtschaft durch zunehmende Dürreschäden, wird die landwirtschaftliche Produktion durch die rasante Zubetonierung der Agrarflächen massiv gefährdet. Alleine in den letzten 25 Jahren wurden in Österreich 150.000 ha Agrarflächen verbaut, das entspricht einer Größe der gesamten Agrarfläche des Burgenlands. Die zunehmende Versiegelung führt aber nicht nur dazu, dass Agrarflächen für die Produktion von heimischen Lebensmitteln verloren gehen. Versiegelter Boden geht als Wasser- und Kohlenstoffspeicher verloren, wodurch Überschwemmungsschäden zunehmen, da der Regen nicht mehr ins Grundwasser absickern kann. Hinzu kommt der Aspekt, dass gleichzeitig versiegelte Flächen Hitze stärker aufnehmen, speichern und wieder abgeben”, so Weinberger und Habersack abschließend.