Die Hamas und der IS fordern propagandistische und militärische Unterstützung für den Krieg im Gazastreifen. Dabei wenden sie sich an Muslime in aller Welt. Fahnen der beiden Terrororganisationen wurden schon mehrmals auf Pro-Palästina-Demonstrationen in Europa geschwenkt, etwa in London und in Amsterdam.

Aufruf zu Angriffen auf Synagogen, Botschaften und jüdische Viertel

Das wöchentliche Online-Magazin Al-Naba des IS präsentierte in einer Infografik „praktische Wege, um Muslimen in Palästina zu helfen“. Alle Muslime sind aufgerufen, den Palästinensern zu helfen, heißt es dort, etwa indem sie jüdische Viertel in den Vereinigten Staaten, Europa und dem Rest der Welt angreifen. Ebenso sollen sie Botschaften niederbrennen und Synagogen, jüdische Vergnügungszentren und wirtschaftliche Interessen von Juden weltweit angreifen. Mit Propaganda und Gebeten könnten muslimische Gläubige auch noch helfen.

Mit einer Info-Grafik erklärt der IS den Muslimen, was sie in diesem Krieg tun können.

Auch der Leitartikel von Al-Naba kreiste um Israel und die Juden. Der Text unter dem Titel „Praktische Schritte zum Kampf gegen die Juden“ trieft nur so vor rabiatem Antisemitismus in seiner abstoßendsten Form. Muslime sollten Juden und ihre Verbündeten in aller Welt angreifen, heißt es dort. Um das Ziel der Vernichtung der Juden zu erreichen, reiche es nicht aus, sich auf den Kampf gegen Juden in den palästinensischen Gebieten zu konzentrieren. Alle Muslime, die sich am Kampf gegen die Juden beteiligen und „sich von ihrem Übel befreien“ wollten, seien gefordert.

Abstoßend, entsetzlich, widerlich: Ein antisemitischer Leitartikel ruft zur Vernichtung der Juden auf.

Auch hier rief der Verfasser Muslime dazu auf, Juden in der ganzen Welt anzugreifen, und überall jüdische und christliche Botschaften zu attackieren. Israels Nachbarländer seien ebenso gefordert. Sie sollten Israels Frontlinien und Zäune angreifen.

Beschaffung von Sprengstoffgürteln für den Kampf gegen Juden

Darüber hinaus ging der IS erstmals auf die Al-Aqsa-Sturm-Operation am 7. Oktober ein, die von der Hamas initiiert worden war. Allerdings nannte der IS die Operation nicht namentlich. Nun müssten für das Bodenmanöver im Gazastreifen religiös-moralische Vorbereitungen getroffen werden, forderte der Leitartikel. Dazu gehöre etwa die Einhaltung des islamischen Religionsgesetzes.

Überdies brauche es militärische Vorbereitungen wie die Beschaffung der geeigneten Ausrüstung. Wichtig seien vor allem Sprengstoffgürtel, „die aus der Arena der Konfrontation mit den Juden verschwunden sind“.

Man soll im Kampf gegen Israel wieder Sprengstoffgürtel einsetzen, fordert der IS, so wie es die Hamas (Bild) früher schon getan hat.APA/AFP/JAMAL ARURI

Hamas-Führer Maschal nennt Dschihad oberste Pflicht und ruft zu Anti-Israel-Protesten auf

Bei der Hamas schaltete sich Chalid Maschal ein. Er ist der Führer der Terrororganisation „im Ausland“ und stachelt immer wieder von Doha (Katar) aus zum Terror gegen Israel an. In einer aufgezeichneten Rede, die bei einer Pro-Palästina-Demonstration in Istanbul abgespielt wurde, erklärte er: Die wichtigste Pflicht der islamischen Nation sei die Mobilisierung für den Dschihad (Kampf). Maschal forderte muslimische Gelehrte auf, eine Fatwa (islamisches Rechtsgutachten) zu erlassen, das alle Muslime zum Kampf im Land „Palästina“ aufruft. Die Rechte der Palästinenser würden vor allem durch Mobilisierungsbüros wiederhergestellt werden – „und tausend Worte sind nicht gleich einer Kugel“.

Chalid Maschal ist seit der Gründung der Terrororganisation Hamas Mitglied ihres Politischen Büros und seit 1996 ihr Sprecher.Jordan Pix/ Getty Images

Ebenso forderte Maschal die Muslime auf, den Gazastreifen mit Geld und Waffen zu unterstützen. „Alle“ sollten an Demonstrationen und Protesten teilnehmen. Auf die israelische Darstellung der Ereignisse in den Medien solle man mit „einer Medienflut“ reagieren, um „die ‚wahre‘ palästinensisch-arabische Darstellung zu präsentieren“.

Der bekannte Hamas-Führer sprach von einem „Weltkrieg“, der angeblich „in der al-Aqsa-Moschee begonnen“ habe. Die al-Aqsa-Moschee befindet sich auf dem Tempelberg in Jerusalem. Um sie zu retten, habe der Gazastreifen eingegriffen, behauptete Maschall allen Ernstes. Nach der Rettung der al-Aqsa-Moschee habe sich Israel an den Bewohnern des Gazastreifens gerächt. Daraufhin hätten sich ihnen auch die Vereinigten Staaten angeschlossen.

Maschal stellt den Terrorangriff als Rettung der al-Aqsa-Moschee dar
Maschal bei einem Auftritt in IstanbulMomen Faiz/NurPhoto via Getty Images

Ismail Haniyya: Terroranschläge waren „Wendepunkt in der Geschichte des Konflikts“

Auch Ismail Haniyya, der Leiter des Politbüros der Hamas, wandte sich in einer aufgenommenen Rede an Pro-Palästina-Demonstranten. Seine Rede wurde bei einer Kundgebung in Irbid, Jordanien, abgespielt. Er dankte darin den Demonstranten für ihre Unterstützung und rief sie dazu auf, „die Massenflut fortzusetzen“.

Ismail Haniyya war jahrelang Chef der Hamas im Gazastreifen. Seit 2019 lebt er in der Türkei und in Katar, von wo aus er die politischen Aktivitäten der Terrororganisation steuert..Momen Faiz/NurPhoto via Getty Images

Die Hamas-Anschläge vom 7. Oktober 2023 seien ein „Wendepunkt in der Geschichte des Konflikts“ und hätten Israels Sicherheitstheorie zu Fall gebracht. Das jordanische Volk und die gesamte arabisch-muslimische Welt sollten die Unterstützung „Palästinas“ und den „Widerstand“ (sprich: Terror) fortzusetzen. Nun gelte es den „Widerstand“ und das palästinensische Volk zu unterstützen, auch über humanitäre Hilfe an die Palästinenser im Gazastreifen.

Der Hamas-Sprecher Abd al-Latif al-Qanua rühmte sich in einem Telegram Kanal der Hamas, dass der „Widerstand“ entschlossen und stark sei. Er könne mit jeder „Aggression“ vom Land aus fertig werden. Ein Angriff der Israelischen Verteidigungskräfte sei „eine gute Gelegenheit, Verluste zu verursachen und Gefangene zu machen“.

Ismail Haniyya führt Muslime beim islamischen Opferfest in Gaza-Stadt an.Majdi Fathi/NurPhoto via Getty Images