
Handel warnt vor massiven Teuerungen und fordert drei Gegenmaßnahmen
Der Einkauf kommt die Österreicher bereits teurer, weitere Preissteigerungen stehen bevor, warnt Rainer Will vom Handelsverband. Der Handel spürt das massiv. Jeder zweite Österreicher gibt weniger aus. Die Politik könnte mit drei Schritten Bürger wie Unternehmen entlasten.
Das Einkaufen kommt die Österreicher bereits erheblich teurer, und daran wird sich auf absehbare Zeit auch nichts ändern. Die Preise werden weiterhin steigern. Das unterstreicht Rainer Will, Geschäftsführer vom Handelsverband.
Starke Teuerung bei Öl, Fett, Kaffee, Getränken und Gemüse
„Die Preise im Großhandel sind zuletzt mit 25,6 Prozent regelrecht explodiert“, berichtet Will gegenüber dem Online-Portal MeinBezirk. „Wir arbeiten zwar dagegen, aber diese Teuerungswelle macht auch vor Lebensmitteln nicht halt.“ Öl und Fett sind bereits um 13,3 Prozent geworden, Kaffee um 12,3 Prozent, alkoholfreie Getränke um 9,8 Prozent, Gemüse um 9 Prozent, Brot und Gebäck um 7,2 Prozent und Milchprodukte um 5,5 Prozent. Doch damit sei nicht Schluss.
„Die Lebensmittelpreise werden in den kommenden Wochen weiterhin deutlich zulegen, insbesondere als Folge der gestiegenen Energiekosten und Futtermittelpreise“, prognostiziert Will. „Bei Obst und Gemüse werden uns demnächst die Erntehelfer aus der Ukraine fehlen, sodass es hier ebenfalls zu substanziellen Preissteigerungen und Lieferverzögerungen kommen wird. Die Händler selbst kaufen bereits um 25,6 Prozent teurer ein, daher wird sich die Situation leider verschlechtern, das wird derzeit noch stark unterschätzt.“
53 Prozent der Österreicher schränken bereits ihre Ausgaben ein
Die Auswirkungen auf die Verbraucher seien gravierend: „53 Prozent der Österreicher haben ihre Ausgaben in den vergangenen Wochen eingeschränkt, 14 Prozent müssen sich aus finanziellen Gründen auf den Kauf lebensnotwendiger Güter beschränken.“
Neben Rohöl- und Gaspreisen „in historische Höhen“, die das „Heizen und Tanken in Europa teuer wie selten zuvor“ machen, nennt Will auch noch „Lieferengpässe bei Produktgruppen wie Speiseöl, Tomatenmark und Mehl, immerhin zählen die Ukraine und Russland zu den weltgrößten Getreideproduzenten.“ Zurzeit wirkten steigende Energiepreise und fehlendes Logistikpersonal wie „Brandbeschleuniger, die unweigerlich zu einer Erhöhung der Betriebskosten führen. Das betrifft alle Wirtschaftsbereiche – von der Industrie über die Landwirtschaft und den Handel bis zum Tourismus.“
Zurzeit sind noch nicht alle gestiegenen Energie- und Großhandelspreise bei den Endkunden angekommen. Die spürbare Teuerung stelle also bisher nicht das Vollausmaß der Teuerung dar.
Drei Maßnahmen können Kaufkraft absichern und Menschen entlasten
Mit drei Maßnahmen soll die Politik gegensteuern, fordert der Handelsverband: Erstens soll die Regierung die Steuerstufen für Geringverdiener anheben, um einkommensschwächere Menschen gezielt zu entlasten. Mit solchen „strukturellen Maßnahmen“ würde man auch „die Kaufkraft der Bevölkerung absichern“.
Zweitens bescheren die steigenden Energiekosten dem Staat saftige Mehreinnahmen. Diese sollten an die Bürger weitergegeben werden: „Es muss bei der Ursache und damit bei den Hauptpreistreibern angesetzt werden, nämlich den Energiepreisen“, sagt der Handelsverband. Abgaben sollten für Bürger und Betriebe für eine gewisse Zeitspanne reduziert und Steuern zurückgegeben werden. Zwei Drittel der Stromkosten würden auf Steuern, Abgaben und Tarife entfallen. Mit dieser Maßnahme wäre belasteten Menschen und Unternehmen schnell geholfen.
Drittens brauche es mehr Jobs, dies sei das beste Mittel gegen negative Inflationsfolgen: „Die hohe Zahl an offenen Stellen, die nicht zeitnah besetzt werden können, ist ein Beleg für den akuten Personalmangel in der Wirtschaft. Tausende Betriebe suchen zurzeit händeringend nach Mitarbeitern. Hier sind aktive Schritte der Politik erforderlich.“ Wichtig wäre auch eine Reduktion der Lohnnebenkosten. „Denn wenn man wegen Personalmangel und zu hohen Kosten nur auf eine dünne Personaldecke zurückgreifen kann, dann macht das Firmen angreifbar.”
Kommentare
Eigenartigerweise hat die Schweiz eine Inflationsrate von 2% … wegen der Ukraine Krise.
Versagt haben die Handelsvertreter. Sie spielten von Beginn an bei den wirtschaftsvernichtenden Corona-Zuckungen mit, akzeptieren seit Jahren eine extrem hohe Mehrwertsteuer, ließen sich zuletzt zu einem hohen Lohnabschluss erpressen – da kommt eben eine Inflation heraus.
Die Alternative wäre, weg mit dem mittelalterlichen Kammern-System. Dann aber würden alle diese Bonzen ihren Job verlieren.
Ich würde zunächst den Menschen hier raten, so einzukaufen, dass nicht ca. 1/3 der Lebensmittel in den Müll kommt.
Zusätzlich gibt es toogoodtogo, das ist wirklich sinnvoll und günstig
Es stimmt aber schon, dass wir in Österreich enorm hohe Steuern auf alles haben – 20% auf fast alles was wir kaufen, enorme und steigende Steuern auf die ohnehin schon teure Energie (Strom und Gas), bis zu 55 % Steuer auf Einkommen, wobei 50% schon bei 100,000 Euro Jahreseinkommen anfallen. Der Staat nimmt uns viel weg, was nicht so aufgefallen ist solange alle gut gelebt habe und die Preise mäßig waren. Jetzt wäre es an der Zeit, dass die Steuern runter kommen und der Staat sich wieder etwas zurück nimmt. Dann würde es auch weniger Armut geben und weniger Konsumeinschränkungen.
Die Frage ist aber, wie lange sich der Mittelstand (also jener Teil der als Nettozahler immer mehr Nettoempfänger zu schultern hat) die ganze Umverteilung in die Hängematte noch bieten lassen wird? Schließlich fahren aus den Sozialwohnungen die Luxus-BMW, Mercedes und Audi einer bestimmten Gruppe spazieren. Eine Verhöhung all jener, die noch um sechs Uhr in der Früh aufstehen und mit ihren gebrauchten Mittelklassewagen arbeiten gehen und mehr als die Hälfte ihres Einkommens in den Hängemattenumverteilungsstaat abzuliefern haben!
Die Erfahrung aus Gegenwart und Vergangenheit zeigt, dass sich der Mittelstand selten wehrt. Deshalb können alle Parteien ungeniert Steuern von “Besserverdienern” erhöhen oder so wie die Grünen und die SPÖ jedem über 50000 oder 1 Mio Vermögen noch weitere Steuern abknöpfen wollen. Auch die absichtlich herbeigeführte hohe Inflation führt zu Verlusten für den Mittelstand. Es findet eine Umverteilung vom Mittelstand zu den Nichtleistern statt (ja wir haben einen überzogenen Sozialstaat, der zusätzlich noch durch Migranten belastete wird) und andererseits in die geschützten Bereiche in der Verwaltung, den Kammern und in den (teil)staatlichen Betrieben, wo hohe Gehälter und Pensionen gezahlt werden, die nicht immer im Einklang mit der tatsächlichen Leistung stehen.
Der Handel fordert, der selbe Handel welcher die Senkung der Mwst. auf zB. Grundnahrungsmittel abgelehnt hat?
Die ukrainischen Erntehelfer fallen aus? Dann raus aus dem Porsche und ab aufs Spargelfeld! Sind mehr als genug Erntehelfer hier.
Warum jetzt, wo fast alle Länder keine Coronamaßnahmen mehr haben, so viele Lieferengpässe? Warum bewirkt ein Krieg in der Ukraine, dass das Papier, in das die Butter eingewickelt ist, teurer wird (lt. TV-Interview mit einem Molkereivorstand)? Warum wird ein Eissalatkopf aus dem friedlichen Spanien innerhalb von 4 Wochen um fast 50% teurer (von 1.50 auf 2.19)? Macht der Transport tatsächlich so einen hohen Anteil vom Preis aus? Ich glaube eher, da versuchen viele Unternehmen, Nutzen aus den Krisen zu ziehen, nach dem Motto: Schau ma mal, wie weit wir gehen können.
Den Handel Strafe ich seit den Corona Maßnahmen schon ab, indem ich NICHTS kaufe und das bleibt auch so, weil alles ist hausgemacht! Der Krieg ist nur ein Vorwand für diese Verschwendungspolitik der vergangenen 2 Jahre!
Mach ich genauso !! Bravo …. 🙂
Genau so ist es, der Handel und die Gastro haben nicht Gentherapierte, so wie die Regierung, wie Aussetzige behandelt und sich nicht gegen diese Verdummung eingesetzt! Solidarität hat sich für mich erledigt, dieses Wort habe ich aus meinem Wortschatz gestrichen!!!
Sehe ich genauso. Und wenn Geld ausgeben dann in Ungarn. Dem ungarischen Staat zahle ich lieber die Umsatzsteuer.
Sparen mit FDH (“Friss die Hälfte”) wäre angesagt. Dann kostet es auch nur die Hälfte. Somit bist du bei den doppelten Lebensmittelpreisen wieder fein raus. Besonders in den einkommensschwachen Schichten ist ja bekannterweise die Fettleibigkeit ein Majoritätsproblem. Die Teuerung bei den Lebensmitteln ist also eine Win Win Situation.
an zoff und anti-basti: richtig, mache ich genauso…was ich aber nicht verstehe, alles was “sie” tun, tun sie schlussendlich GEGEN SICH SELBST !!! wenn die preise weiter steigen und wie oben zu lesen ist “53 Prozent der Österreicher schränken bereits ihre Ausgaben ein” – ich denke dass es viel mehr sind!!!!) – dann verdient der handel auch weniger!!! eine ganz einfache “milchmädchenrechnung” 🙂 ODER? ich denke ausserdem, dass man die menschen durch die starken “einschränkungen” die letzen 2 jahre DAZU UMERZOGEN HAT weniger zu konsumieren, restaurants zu meiden, selbst zu kochen…WIEDER GEGEN SICH SELBST und nicht gegen uns “gearbeitet”. ich merke stark zumindest in der inneren stadt (und das freut mich!!!) die meisten menschen kaufen sich einen kaffee “to go” oder was zum essen, und konsumieren es auf der parkbank oder sonst wo – habe heute ein picknik auf auf einer stiege mitten in der stadt gesichtet 🙂 manche aus “gewohnheit” und die anderen halt (so wie ich!!!) ganzu bewusst! die restaurants und auch die lieverservices haben die preise unverschämt erhoben!!! dies trifft wiederum nur sie selbst…denn es wird weniger vor ort konsumiert und auch bestellt…ICH DANKE EUCH DASS IHR HIER SO KLAR UND KLUG DENKT UND DAMIT ANDEREN – AUCH MIR HILFT – DIE “WELT (NICHT)ZUVERSTEHEN 🙂
an pius: hast auch recht!!!
Friss-gar-nichts wäre noch besser. Sozial geförderte Wohnungen werden knapp und wir brauchen dringend mehr Parkplätze für Luxuslimousinen mit ukrainischen Kennzeichen.