
Hier der Nachtflug-Talk: Polit-Frust so groß wie noch nie
Knallharte Analysen bei „Nachtflug“: Nur noch 18 % der Erwachsenen und 14 % der Unter-30-Jährigen vertrauen den Parteien. Die Spitzenpolitiker kommen nicht aus der Mitte der Gesellschaft. Zu den wichtigen Themen liefern sie nur Worthülsen: Das sagen die Polit-Experten Ralph Schöllhammer, Bernhard Heinzlmaier und Richard Schmitt zum Polit-Frust.
Kein Verweilen in Nebensächlichkeiten, keine vorgefassten Worthülsen zu brennenden Themen: Bei „Nachtflug“ wird über das diskutiert, was Sache ist, was den Österreichern unter den Fingernägeln brennt, und zwar ohne Scheuklappen und Denkverbote. Die erste Sendung widmete sich dem gegenwärtigen Polit-Frust und seine Ursachen. Darüber diskutierten der bekannte Politikexperte Dr. Ralph Schöllhammer von der Webster Vienna Private University und der von vielen Fans geschätzte eXXpress-Kolumnist, Jugendforscher und Politikexperte Prof. Mag. Bernhard Heinzlmaier gemeinsam mit eXXpress-Chefredakteur und Politik-Insider Richard Schmitt.
„Die Menschen interessieren sich nicht mehr für die Politik. Die großen, wichtigen Fragen werden nicht mehr angerissen. Es herrscht nur noch Wadelbeißerei“, meint Heinzlmaier. Er verweist auf jüngste Umfragen: Gerade einmal 14 Prozent der Unter-30-Jährigen vertrauen noch den politischen Parteien, 18 Prozent sind es bei den Erwachsenen. Wahlbeteiligungen sinken, siehe Bundespräsidenten-Wahl oder die Wahl in Graz. 40 Prozent der Menschen wählen nicht mehr – „aber das tangiert niemanden“, konstatiert der Jugendforscher, und das findet er besonders frappant.
Schöllhammer: Misstrauen gegenüber dem polit-medialen Komplex
Es gebe eine doppelte Vertrauenskrise, sagt Schöllhammer: gegenüber der Politik, aber auch gegenüber den Medien. Das sei bedenklich. Es gehe demnach nicht nur um die Entscheidungsträger, sondern auch um „diejenigen, die ihnen auf die Finger schauen sollen.“ Es bestehe der Eindruck eines Kartells, eines polit-medialen Komplexes, der in seiner eigenen Blase lebt. Vor allem: „Über die großen Themen getraut man sich nicht sprechen.“
Bemerkenswert schlecht habe die Politik die Menschen auch auf die Inflation vorbereitet, die sich schon monatelang angekündigt hat, klagt Schöllhammer. Er ist einer der gefragtesten Kommentatoren Österreichs und analysiert die politische wie wirtschaftliche Situation immer wieder für das Wall Street Journal, für Newsweek und die Jerusalem Post sowie für Sky News.
Bernhard Heinzlmaier ist seit mehr als drei Jahrzehnten in der Jugendforschung tätig. Er ist Mitbegründer des Instituts für Jugendkulturforschung und seit 2003 ehrenamtlicher Vorsitzender. Hauptberuflich leitet er das Marktforschungsunternehmen tfactory in Hamburg. 2018 wurde Bernhard Heinzlmaier für seine verdienstvollen Leistungen als Meinungs- und Jugendforscher vom Bundespräsidenten der Berufstitel Professor verliehen.
33 Prozent wollen keinen Parteichef als Kanzlerkandidat
Die Umfragen ergeben: 33 Prozent wollen keinen einzigen der jetzigen Parteichefs als Kanzlerkandidat haben, berichtet Schmitt. Als Problem sieht hier Schöllhammer den Selektionsprozess in der Politik. „Man gelangt nur dann in eine einflussreiche Position, wenn man den Weg durch die Partei gemacht hat.“ Dafür müsse man ein bestimmter Persönlichkeitstyp sein.
„Der einzig Begabte wurde hier von Anfang an verfolgt, allerdings hat er auch den Falschen vertraut“, sagt Heinzlmaier unter Verweis auf Sebastian Kurz. „Es war ein Highlight, und das ist jetzt weg.“ Generell gelte: Aufstieg durch Anpassung. „Oben angekommen, sind alle so abgeschliffen wie der Wiener Bürgermeister.“
Repräsentanten kommen nicht aus Mitte der Gesellschaft
Gegenwärtig erlebe man eine Repräsentationskrise, weil nicht mehr Leute aus der Mitte der Gesellschaft in Repräsentationsfunktionen gelangen. „Sie leben in einer anderen Welt und begreifen nicht, was Energiekrise, Inflation und anderes für die Menschen bedeuten.“
Als große Themen, die zurzeit ausgeklammert werden, wurden Migration, Corona und Ukraine-Krise genannt. Hierzu gebe es meist nur „vorgefasste Meinungspakete, wenn man die nicht vertritt, wird man isoliert“, beklagt Bernhard Heinzlmaier.
Wenn sich die Mitte nicht mehr vertreten fühlt, drohen Unruhen
Eines steht für Schöllhammer wie Heinzlmaier fest: Wenn die gesellschaftliche Mitte unter Druck gerät, droht in einem politischen Leerraum eine Massenmobilisierung. Die Unruhen kommen immer, wenn sich die Mitte nicht mehr vertreten fühlt – und das sei aktuell die Gefahr.
Ab sofort tauschen sich die Polit-Experten jeden Sonntag knallhart und hintergründig über die wichtigsten Themen des Landes aus. „Bei uns gibt’s keine Tabus, bei unserem ,Nachtflug’ darf über jede Partei, über jeden Politiker, über jedes Thema kritisch gesprochen werden”, verspricht Richard Schmitt.
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Kommentare
Die Migration ist ja das beste Beispiel: Die Mainstreammedien zun auch brav mit, da ist es eben “ein Mann” oder (wenn er schon unseren Pass hat) “ein Österreicher” oder so ähnlich, aber nichts Näheres. Aber wehe jemand sagt dann noch die Nationalität dazu!
Super Sendung. Toll wäre es wenn man es über Satellit empfangen könnte.
Also ich habe jetzt 970,– pro Monat an Pension.
Gratulation an Exxpress, erhellender Talk. Sendezeit super, direkt im Anschluss kam auf ServusTV der Wegscheider und LinksRechtsMitte. Perfekt.
Ich werde wählen gehen – nur jene Parteien welche für die Impfpflicht gestimmt haben – sind bis 1. Jänner 2o30 für mich ausgeschlossen !
Die die für die Impfpflicht gestimmt haben sind bis zu meinem Sarg ausgeschlossen, wuascht wer da kommt, es gibt noch immer die Impfpflicht, auch wenn nicht so getan wird und ich hasse Ditatoren!
Fakt ist es, dass sich die Bevölkerungen von Deutschland und Österreich, einerseits nicht mehr trauen, ihre Meinung zusagen, eine anderer Teil hat, derzeit, schon resigniert ” da kann man ohnehin nichts mehr machen “. Für diese langjährige Entwicklung, stellvertretend, Beispiele : 17.10. 19 / Focus und Bild. 59% der Deutschen trauen sich nicht mehr, ihre Meiung zu sagen.15.03.21 Standard :jeder 2. Österreicher zweifelt an der Meinungsfreiheit bei uns- und vor 7 Tagen wurde durch eine Meinungsumfrage im MDR wieder bestätigt : Die Hälfte der Deutschen fürchtete sich, ihre Meinung auszusprechen. Im Klartext bedeutet dies, dass die Ablehnung der Politik, die sich auch durch Wahlenthaltung äußert, schon sehr groß ist und dieses Protest- Reservoir, wenn die Not dann erst richtig einsetzen wird, auch ihren Unmut dementsprechend nach Außen tragen könnte ( wird ?).