Nach den schrecklichen Attacken auf eine Geburtsklinik und die Geiselnahme von 400 Krankenhausmitarbeitern in südostukrainischen Mariupol wurde die heftig umkämpfte Hafenstadt am Mittwoch einmal mehr zum Ziel und zum Schauplatz eines grauenvollen vermeintlichen Kriegsverbrechens: Wie der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba via Twitter bekanntgab, wurde ein diesmal ein historisches Theatergebäude zum Ziel russischen Feuers.

Besonders dramatisch: Das Theater soll zu einem Unterschlupf für Ziviliusten umfunktioniert worden sein,  hunderte Menschen sollen sich zum Zeitpunkt des Bombardements des Gebäudes in dem Theater aufgehalten haben

“Ein weiteres entsetzliches Kriegsverbrechen in Mariupol”, twitterte dazu Kuleba, und weiter: “Heftiger russischer Angriff auf das Drama-Theater, wo sich unschuldige Zivilisten versteckt haben.” Das Gebäude sei zerstört. “Die Russen müssen gewusst haben, dass dies ein ziviler Unterschlupf war.” Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die bereits entsetzlichen Nachrichten wurden im weiteren Verlauf noch um ein schockierendes Detail ergänzt: Wie mehrere Quellen unter Bezug auf Satellitenaufnahmen von Maxar Technologies, die auf Montag, den 14. März 2022 datiert sind, berichten, soll das Theater explizit als ziviler Unterschlupf gekennzeichnet worden sein um es vor einem Angriff zu schützen – und zwar mit einem einzigen Wort, welches in riesigen Lettern auf dem Boden vor und hinter dem Gebäude aufgemalt worden war: “Kinder”.

Mehrere Journalisten teilten die Satellitenaufnahmen und verurteilten den bereits zuvor von der Ukraine als Kriegsverbrechen betitelten Angriff auf das historische Kulturhaus und die Menschen, die darin Schutz suchten  darunter “CNN”-Anchorman Jim Sciutto oder “NZZ”-Reporter Forrest Rogers.

Die Tatsache, dass das Gebäude sogar dezidiert als Unterkunft für Schutzsuchende und Kinder markiert war, ließ den Aufschrei noch lauter werden – ebenso wie die Spekulationen, ob es sich um einen gezielten Angriff gehandelt habe, obwohl sogar eben weil sich Kinder darin befanden. Vergleiche mit Aleppo wurden laut.

Moskau wies die Vorwürfe des vorsätzlichen Angriffs von eigener Seite umgehend zurück und beschuldigten die Ukraine. Russische Soldaten hätten am Mittwoch keine Luftangriffe gegen Bodenziele in Mariupol ausgeführt, so das russische Verteidigungsministerium laut Agentur Interfax. “Nach verfügbaren zuverlässigen Daten” habe das ukrainische nationalistische Regiment Asow das zuvor bereits verminte Theatergebäude attackiert.