Es ist eine Schande für Österreich, dass dieses Land nicht mehr imstande ist, seine Bevölkerung in den Krankenhäusern ausreichend versorgen zu können. „Unsere Spitäler stehen in Wahrheit vor dem Kollaps“, so der drastische Hilferuf der Bundeskurie der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer.

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„Wenn Gesundheitsminister Johannes Rauch sagt, er steht mit allen Spitalsträgern in Kontakt und es läuft seiner Einschätzung nach alles gut, dann ignoriert er entweder die drohende Implosion unseres Gesundheitssystems oder er ist schlichtweg schlecht informiert – aber auch das ist sein eigenes Versäumnis. Öffnen Sie die Augen, Herr Minister, so zu tun, als wäre alles in Ordnung in unseren Spitälern, ist eine nicht tolerierbare Farce!“, zeigt sich Harald Mayer, Bundeskurienobmann fassungslos.

System ist in einigen Krankenhäusern bereits am Zusammenbrechen

Es gibt bereits Beispiele, und zwar in jedem Bundesland, wo das System bereits am Zusammenbrechen ist. Die gebotenen Qualitätskriterien entsprechend der medizinischen Erfordernisse sind bei der Patientenversorgung in Österreich nicht mehr gegeben. Das ist die traurige Realität. Geführt haben dazu Bettensperren, geschlossene Abteilungen und Ambulanzen.

In Leoben warten 500 (!) Patienten auf urologische Operation

Im Burgenland war die ambulante Versorgung an der Abteilung für Innere Medizin im Krankenhaus Kittsee temporär nicht möglich. In Kärnten fehlen mindestens 50 Spitalsärzte. In Niederösterreich gibt es OP-Sperren im Landesklinikum Korneuburg im Bereich der Orthopädie und Traumatologie aufgrund von Personalmangel. In Oberösterreich wartet man als Patient in Gmunden über ein Jahr auf eine notwendige Krampfadern-Operation. In Salzburg fehlen laut Aussage der Salzburger Landeskliniken (SALK) offiziell 50 Fachärztinnen bzw. Fachärzte.

In der Steiermark gibt es in der Urologie im LKH Hochsteiermark, Standort Leoben, 500 Patienten auf der Warteliste für eine urologische Operation. In Tirol war bereits im Sommer dieses Jahres die Geburtshilfestation im Bezirkskrankenhaus Schwaz für elf Tage geschlossen. In Vorarlberg gibt es einzelne Stationsschließungen, selbst in Feldkirch, vor allem im Bereich der Psychiatrie wegen Pflegemangel. In Wien waren im November 2022 insgesamt 91 Spitals-Ärzte-Jobs offen.

"Diese Fakten kann die Politik nicht mehr schön reden, verharmlosen, leugnen und ignorieren"

„Diese Fakten kann die Politik nicht mehr schönreden, verharmlosen, leugnen oder ignorieren“, fasst Mayer zusammen. „Wenn dieser Hilfeschrei der Ärztinnen und Ärzte in unseren Spitälern nicht ernstgenommen wird, müssen jene, die dafür verantwortlich sind, politische und persönliche Konsequenzen ziehen.“ Damit wird dem grünen Gesundheitsminister Rauch politisches Versagen auf allen Ebenen vorgeworfen. Eine Reaktion gab es seitens des Ministeriums dazu noch nicht.