“Wir haben immer schon wilde Sachen gemeinsam gemacht: Observationen für die Exekutive, Druck auf Geschäftspartner unserer Auftraggeber ausgeübt – und noch einiges mehr”, beschreibt ein Ex-Kompagnon den in Wien geborenen Privatermittler Julian H. (40). Security-Experte H., der sich immer wieder mit drei Alias-Namen vorstellt, hat einen illustren Bekanntenkreis: Er traf mindestens zweimal den weltweit gesuchten Wirecard-Manager und mutmaßlichen Milliarden-Betrüger Jan Marsalek in einem Berliner Luxushotel und H. traf sich auch immer wieder mit dem Ibiza-Anwalt M. sowie mit Straches Bodyguard R. bei einem Nobelitaliener in der Wiener City. Zusätzlich soll es auch zahlreiche Treffen mit der Immobilien-Maklerin M. gegeben haben, wie ihr Ehemann bei einer Einvernahme durch die Kripo ausgesagt hat. Die schöne Wiener Immo-Lady hatte wiederum gleich zu drei FPÖ-Spitzenpolitikern sehr engen Kontakt (in verschiedenen Zeitabschnitten).

Julian H. hier am Tisch mit seinem Video-Opfer HC Strache

Kommen heute Antworten zu den Finanziers des Krimis?

Heute könnte die Abgeordneten des Parlaments nicht nur der ohnehin schon bekannte Freundeskreis des Ibiza-Detektivs interessieren, sondern auch, wer sein Auftraggeber war, wer sein Handeln finanziert hat: Immerhin sorgte die Veröffentlichung des Mini-Zusammenschnitts von 2,53 Minuten aus dem mehr als 7 Stunden langen Video-Materials am 17. Mai 2019 für die Auflösung der österreichischen Mitte-Rechts-Koalition und für eine Staatskrise mit millionenteuren Folgekosten.

Dass der in Untersuchungshaft sitzende Privatermittler konkrete Antworten geben wird, ist allerdings nicht zu erwarten: Ein komplettes Geständnis würde mutmaßliche Auftraggeber sicher nicht besonders erfreuen – und vermutlich will auch Julian H. nicht derart finanzstarke und abgebrühte Feinde haben, die mit viel Geld eine aufwändig inszenierte Polit-Falle und damit einen “Regime Change” subventioniert haben.

“Er wird sich darauf berufen, dass er als Beschuldigter im Ibiza-Ermittlungsverfahren geführt wird”, bestätigt Prof. Gert Schmidt, der Herausgeber der eu-infothek.com. Gert Schmidt, der einer der bestinformierten Kenner des Politkrimis ist, erwartet sich aber trotzdem eine kurze Ansprache des Ibiza-Detektivs: “Er wird sich vermutlich als Opfer, als anständiger Österreicher präsentieren wollen, der nur das Beste für das Land wollte.”