Man muss kein Prophet sein, das Bild wird um die Welt gehen: Nicht das der toughen Politikerin bei einem Gipfeltreffen mit den Mächtigen, nicht das der Außenministerin auf der Gangway eines Fliegers, nicht Annalena Barbock wie man sie kennt. Sondern so, wie man die grüne Frontfrau noch nie gesehen hat. In Gedanken versunken, weinend. Mit einem Taschentuch wischt sie sich ergriffen die Tränen von den Wangen.

Es waren die Worte von Marcel Reif, dem legendären Fußball-Reporter. Als Kritiker berühmt, als Lautsprecher gefürchtet. Doch diesmal sind es die sanften, die nachdenklichen Töne, die der 74-jährige Journalist wählt. Er erinnert an seine Familie, von der viele dem Wahn der Nationalsozialisten zum Opfer fielen, er spricht über einen Vater Leon – einen polnischen Juden – der ihn nach all dem unbeschreiblichen Leid, nach dem Holocaust, nach der Flucht immer wieder dazu ermahnte: “Sei ein Mensch.”

Drei Worte der Ermahnung: "Sei ein Mensch!"

„Ich bin stolz, dass ich meinen Söhnen und Enkeln dieses Vermächtnis ihres Groß- und Urgroßvaters offenbar habe weitergeben können. Und wenn Sie es mir erlauben, gerade heute aus diesem Anlass. Wenn ich darf, dann lasse ich Ihnen diesen Satz hier: „’Sei a Mensch.’ Sei ein Mensch!“

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus findet seit 1996 jährlich im Deutschen Bundestag statt. Er erinnert an die Befreiung der Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz durch Soldaten der Roten Armee am 27. Jänner 1945.

Seine Worte rührten auch die deutsche Chef-Diplomatin zu Tränen: Sport-Reporter-Legende Marcel Reif