Die Organisatoren der Olympischen Spiele in Tokio haben Kentaro Kobayashi, den Kreativdirektor der Eröffnungsfeier, von seinen Aufgaben entbunden. Die Entscheidung wurde am Donnerstag nur einen Tag vor der Eröffnung im Nationalstadion der japanischen Hauptstadt bei einer Pressekonferenz mitgeteilt. Anlass war das Auftauchen eines Videos von einem Auftritt des früheren Komikers von 1998, in dem er sich über den Holocaust lustig gemacht hatte. Das gesamte aktuelle Programm der Eröffnung solle nun noch einmal genau überprüft werden, sagte OK-Geschäftsführer Toshiro Muto

Anhäufende Vorwürfe

Zuvor war der Komponist für die Eröffnungsfeier, der Japaner Keigo Oyamada, wegen Mobbings von behinderten Kindern in seiner Schulzeit zurückgetreten. Am Montag hatte der heute 52-Jährige bekanntgegeben, aus dem Kreativteam für die Spiele auszuscheiden. Zuletzt hatte ein früherer Zeitschriftenbericht, in dem er vom Mobbing in seiner Schulzeit erzählt hatte, vor den Sommerspielen für eine Kontroverse gesorgt.

Bereits im März war der ehemalige Kreativdirektor für die Sommerspiele, Hiroshi Sasaki, wegen erniedrigender Äußerungen über eine bekannte japanische Entertainerin von seinem Amt zurückgetreten. Er hatte zugegeben, gegenüber Mitarbeitern die Idee vorgebracht zu haben, dass die korpulente Komikerin Naomi Watanabe bei der Eröffnungszeremonie der Spiele, als Schwein verkleidet, als “Olym-pig” auftreten könnte.

Und vor ihm war der Olympia-Organisationschef Yoshiro Mori ebenfalls wegen sexistischer Kommentare zurückgetreten. Seine Nachfolgerin Hashimoto übernahm am Donnerstag die Verantwortung für die jüngsten Skandale, will jedoch nicht zurücktreten. Es sei ihre Aufgabe, die Spiele zu einem “großen Erfolg” zu machen. Dafür werde sie sich bis zum Schluss einsetzen.

Wirtschaftsvertreter lehnen Teilnahme ab

In der Zwischenzeit haben mehrere führende japanische Wirtschaftsvertreter, darunter der Chef des Automobilriesen und Top-Olympia-Sponsors Toyota mitgeteilt, an der Eröffnungsfeier für die Olympischen Spiele nicht teilzunehmen.

Der japanische Fernsehsender NHK berichtete am Donnerstag, auch der frühere Ministerpräsident Shinzo Abe wolle ihr fernbleiben. Abe hatte maßgeblich dafür gesorgt, dass Tokio 2013 trotz der verschärften Probleme in der Atomruine Fukushima die Spiele zugesprochen bekam, indem er dem IOC versicherte, dass dort “alles unter Kontrolle” sei. (APA/red)