"Ich bring' dich um" - 14-Jähriger bedrohte Schwester, weil sie Kopftuch ablegte
Was als familiärer Konflikt begann, endete vor Gericht: Eine 16-jährige Schülerin aus Wien wurde über Wochen von ihrem eigenen Bruder terrorisiert. Laut Krone soll der erst 14-Jährige seine Schwester massiv bedroht, geschlagen und kontrolliert haben – alles, weil sie am letzten Schultag ihr Kopftuch freiwillig ablegte.
Vor Gericht schilderte das Mädchen eindringlich, wie der Bruder ihr drohte: „Zieh‘ dein Kopftuch wieder an oder ich bring‘ dich um und wasche unsere Ehre wieder rein.“ Für die Schülerin begann damit ein Sommer voller Angst.
Die Anklage lässt keinen Interpretationsspielraum. Seit Ferienbeginn soll der Jugendliche die Schwester „fast täglich“ mit der Faust geschlagen, beschimpft und sogar mit einem Messer bedroht haben.
Gleichzeitig versuchte er, das Leben der 16-Jährigen vollständig zu kontrollieren. Sie sollte keinen Kontakt zu männlichen Schulkollegen haben. Treffen mit Freundinnen verbot er ihr ebenfalls. Sämtliche Instagram-Fotos musste die Schwester löschen. „Mein Leben war eingeschränkt“, sagte das Mädchen aus.
Todesfurcht in der Nacht
Die Angst begleitete die Jugendliche auch nachts. Ihre Mutter warnte sie, das Zimmer abzuschließen – aus Furcht, der Bruder könne ihr die Haare abschneiden oder sie verletzen. Die 16-Jährige berichtete: „Ich war oft die ganze Nacht wach, damit er mir nichts antut.“
Besonders erschreckend: Die Schülerin bekam mit, dass der Bruder sich eine Pistole besorgen wollte. Auf ihre Frage, wozu er die Waffe brauche, habe er geantwortet: „Das wirst du schon sehen.“
Schließlich vertraute sich die Jugendliche einer Lehrerin an, die das Jugendamt kontaktierte. Auch die Mutter sagte vor Gericht aus: „Er hat zu mir gesagt, er wird uns beide umbringen.“
Tränen beim Angeklagten
Die Verhandlungen fanden im Saal 208 des Wiener Landesgerichts statt. Als der Staatsanwalt die Vorwürfe vorlas, wirkte der schmächtige Jugendliche im weißen Hemd still und leise.
Schließlich brach der junge Iraker in Tränen aus und bekannte sich „teilweise schuldig“. Die Öffentlichkeit wurde zuvor ausgeschlossen, weil ihn die Zuschauer zu sehr eingeschüchtert hätten.
"Aus Angst um den Ruf der Familie gemacht"
Sein Verteidiger versuchte das Geschehene zu erklären: „Er hat das schlichtweg aus Angst um den Ruf der Familie gemacht. Er hat sich in der Rolle des einzigen Mannes im Haus gefühlt.“
Der Anwalt spricht von einem überforderten, unreifen Jugendlichen. Doch die Brutalität der Drohungen und die angewendete Gewalt bleiben unbestritten.
Für die Handlungen gegenüber seiner Schwester wurde der 14-jährige Iraker letztlich verurteilt. Das Urteil – fünf Monate bedingte Haft – ist bereits rechtskräftig.
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