Wien, Ende der zweiten Schulwoche des noch so jungen Schuljahres 2021/2022. Drei Wochen strengste Testungen hatte Minister Faßmann angekündigt, ebenso ist es gekommen – das Zwischenergebnis: Trotz nur weniger positiver Testergebnisse sind insgesamt 603 Klassen in Quarantäne, 522 von etwa 700 Wiener Schulen sind betroffen und in Teilsperre.

Auch wenn seit Donnerstag nun die verkürzte Quarantänezeit mit Freitesten ab dem fünften Tag gilt, ist das eine traurige und vor allem für Schüler und Eltern ernüchternde Bilanz: Was bringt es, wenn versprochen wird, dass es keine Schulschließungen – und alle damit verbundenen Zusatzaufwände wie Homeschooling und Sonderbetreuungszeiten – mehr geben wird, wenn durch die Teilsperren nun genau dies wieder an der Tagesordnung steht? Und dazu oft noch völlig unvermittelt. Das schlimmste daran: Die überwiegende Mehrheit der Kinder, die sich aktuell in Quarantäne befinden, sind “pumperlgesund”. Und sie können während der regulären Schulzeiten am Vormittag maximal Däumchen drehen – denn: Homeschooling gibt es nicht mehr, denn die Lehrer müssen sich ja um die Schüler in den Schulen kümmern. Eine Zuschaltung per Video und Co. gibt es nicht. Wer nichts vom Unterricht versäumen will, muss sich in Eigeninitiative darum kümmern, nicht gleich zu Beginn des Schuljahres den Anschluss zu verlieren.

Massive Kritik seitens Experten

Und nicht nur das – das Test-Tohuwabohu stößt nicht nur Eltern, Schülern und Lehrern immer saurer auf, auch Experten sparen nicht mit Kritik. So schoss etwa Martin Sprenger auf den sozialen Medien scharf gegen die Antigentest-Pflicht und nimmt sie in ihrer, so wie er es sieht, “völligen Sinnlosigkeit” auseinander: “Die Antigentest-Pflicht an weiterführenden Schulen ist himsichtlich der Risiko-, Aufwand- und Nutzenbewertung weder geeignet noch verhältnismäßig. Gleiches gilt für die gepoolten PCR-Tests in Kindergärten und Grundschulen. Sie bringen keinen Nutzen für die Infektionsbekämpfung, insbesondere angesichts der Tatsache, dass Kinder und Jugendliche nur asymptomatisch oder mild erkranken. Forderungen nach noch mehr, nach täglichen Tests an Schulen, um die Schulen zu einem “wirklich sicheren Ort zu machen”, entbehren jeder wissenschaftlichen Basis”, stellt Sprenger klar.

Beschwichtigende Worte kommen indessen aus dem Bildungsministerium: “Es gibt über 10.000 Klassen in Wien, und es ist meist nur eine Klasse pro Standort betroffen“, will der Generalsekretär des Bildungsministeriums, Martin Netzer, beruhigen: “Daher bin ich mir sicher, dass sich komplette Schulschließungen definitiv vermeiden lassen werden“, zeigt sich Netzer optimistisch. Auch wenn Prognosen zwar “schwierig” seien, sei man im Bildungsministerium felsenfest davon überzeugt, dass die Kurve bald abflachen würde, stellte Netzer klar.