Am Mittwoch eröffnete Ministerpräsident Markus Söder mit Wissenschaftsminister Markus Blume (beide CSU) in Ottobrunn bei München eine Hyperloop-Teststrecke der Technischen Universität München (TUM) – Europas erste für den Passagierbetrieb zertifizierte TÜV-geprüfte Teststrecke in Realgröße. Die Hochgeschwindigkeit muss aber noch warten: Die Teststrecke ist 24 Meter lang. Das futuristische Gefährt mit fünf schafft daher gerade mal Schritttempo.

Die Technologie hat „Superpotenzial"

Die beiden CSU-Politiker sind begeistert. Söder spricht von „Superpotenzial” und einer „Riesenchance” und Blume meint: „Jede große Idee aht einmal klein angefangen – oder kurz. Das ist ein Aufbruch in eine neue Zeit”. Als nächstes ist eine ein Kilometer lange Teststrecke geplant, zum Probe fahren auch für die Öffentlichkeit. Wo und wann ist jedoch noch offen. Sechs Lehrstühle verschiedener Fakultäten sind laut TUM an dem Projekt Hyperloop beteiligt.

Erfolgreiches Erbe einer gescheiterten Magnetschwebebahn?

Das Grundprinzip des Hyperloop: Vakuumpumpen entziehen Luft aus den Röhren und ermöglichen dem Pod, so heißt die Kapsel, die Fortbewegung mit wenig Luftwiderstand. In der Röhre kommen die Pods reibungsarm mit Magnetschwebetechnik ins Gleiten und erreichen so hohes Tempo. Die Technologie gilt als Erbe der Magnetschwebebahn Transrapid. Die allerdings hatte wenig Erfolg: Sie verkehrt bis heute nur in China zwischen Shanghai und dem Flughafen Pudong.

Die ersten Ansätze gab es schon 1870

Auch die Röhren-Idee ist nicht ganz neu. Im 19. Jahrhundert hatte der Erfinder Alfred Ely Beach die Idee, das Prinzip Rohrpost auch für Fahrgäste zu nutzen. In New York entstand ein 95 Meter langer Tunnel, in dem um 1870 ein in dem Fall mit Druckluft getriebener Wagen fuhr. 2020 unternahm das Unternehmen Virgin Hyperloop one auf einer eigenen Teststrecke in der Wüste von Nevada eine erste bemannte Testfahrt mit 172 Stundenkilometern, setzt nun aber auf Gütertransport.

„Nicht mehr Stromverbrauch als ein ICE"

„Wir glauben, jetzt ist die Zeit, dass so ein System tatsächlich umgesetzt werden kann”, denkt auch Projektleiter Gabriele Semino. Das System fährt elektrisch, somit emissionsfrei – und irgendwann vielleicht klimaneutral. Es brauche den Prognosen nach nicht mehr Energie als ein ICE. Auch der Bau soll nicht teurer sein. Konkrete Zahlen gibt es aber noch nicht, nur Hochrechnungen. Kosten, Machbarkeit und Sicherheit – dazu will das Team in Ottobrunn nun weiter forschen. Zudem wollen die Forscher sich mit Steuerung und Antriebssystem befassen.