Nach den umstrittenen Personalentscheidungen von Präsident Recep Tayyip Erdogan in der türkischen Wirtschaftspolitik gab es Unsicherheit über die künftige Geldpolitik. Allein in den vergangenen drei Monaten hat die Zentralbank unter ihrer neuen Chefin Hafize Gaye Erkan den Leitzins viermal angehoben. Dieser wurde um insgesamt 2150 Basispunkte angehoben und stieg somit auf 30 Prozent – den höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten. Das geschah, obwohl Erdogan bekanntermaßen deutliche Vorbehalte gegenüber Zinserhöhungen hat. Er nannte sie nicht nur einmal “die Mutter allen Übels”. Zuvor war der Leitzins bis auf 8,5 Prozent gesenkt worden, obwohl die Inflation 2022 auf bis zu 85 Prozent gestiegen war.

Inflation bleibt hoch

Trotzdem bleibt die Inflation hoch, was weitere Zinserhöhungen wahrscheinlich macht. Vor dem jüngsten Zinsentscheid gab es Spekulationen über eine noch stärkere Erhöhung der Geldkosten. Erkan bevorzugt jedoch eine Politik schrittweiser Anpassungen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Geldpolitik unter Erdogans Einfluss entwickelt.

Drei neue Stellvertreter ernannt

Der türkische Präsident hat den neuen Kurs bisher unterstützt. Er stärkte Erkans Position im geldpolitischen Ausschuss der Zentralbank, indem er drei neue Stellvertreter ernannte. Vor kurzem bekannte sich Erdogan bei der Vorstellung eines Wirtschaftspapieres sogar ausdrücklich zu hohen Zinsen. Er erklärte, dass seine Regierung mit ihrer Hilfe die Inflation bis 2026 auf einen einstelligen Wert drücken werde. Dies hat das Vertrauen der Märkte gestärkt. Die Weltbank äußerte ebenfalls Lob für die neue, realistischere Wirtschaftspolitik der Türkei.