Die Inflation im Euroraum gewinnt deutlich an Fahrt und übertrifft die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Verbraucherpreise stiegen im Juli binnen Jahresfrist um 2,2 Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat am Freitag nach einer ersten Schätzung mitteilte. Das ist die höchste Rate seit Herbst 2018.

Vor allem die Energiepreise stehen hinter dem Anstieg

Die EZB strebt mittelfristig zwei Prozent Inflation als Idealwert für die Wirtschaft an. Im Juni war die Teuerung im Euroraum noch bei 1,9 Prozent gelegen. Vor allem die Energiepreise stehen hinter dem Anstieg der Lebenshaltungskosten in der 19-Länder-Gemeinschaft. In Österreich stiegen die Preise laut einer Schnellschätzung der Statistik Austria gegenüber dem Juli des Vorjahres heuer um 2,7 Prozent.

In Deutschland stiegen die Preise der sogenannten HVPI-Berechnung zufolge im Juli sogar um 3,1 Prozent. “Der Unterschied zu Deutschland ist zum Teil durch den Effekt der Senkung der deutschen Mehrwertsteuersenkung im Juli 2020 zu erklären, der in Deutschland naturgemäß stärker ausfiel als für den gesamten Euroraum”, erläuterte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Der zugrunde liegende Preisdruck blieb im Währungsgebiet auch im Juli verhalten. Die Kerninflation, in der schwankungsreiche Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak herausgerechnet sind, sank sogar von 0,9 Prozent im Juni auf 0,7 Prozent.

Höhepunkt für November erwartet

Die EZB rechnet heuer mit einem weiteren Anstieg der Preise. EZB-Vize Luis de Guindos erwartet den Höhepunkt im November mit etwa drei Prozent. Allerdings ist aus EZB-Sicht der Inflationsanstieg nicht nachhaltig. Für 2022 wird bereits wieder mit einem abnehmenden Tempo gerechnet. Dabei verweisen die Währungshüter auch auf die Sondereffekte wie die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung in Deutschland im Jahr 2020, die dann nicht mehr zum Tragen komme.

Zur nächsten Zinssitzung der EZB am 9. September werden neue Konjunktur- und Inflationsprognosen der Notenbank-Volkswirte erwartet. Energie verteuerte sich im Juli binnen Jahresfrist um 14,1 Prozent. Im Juni waren die Energiepreise noch um 12,6 Prozent angezogen. Die Preise für Industriegüter ohne Energie nahmen im Juli um 0,7 Prozent zu, die Preise für Dienstleistungen erhöhten sich um 0,9 Prozent.