Wolodymyr Selenskyj benötigt weiterhin dringend militärische Unterstützung aus den USA. Präsident Joe Biden ist sein mit Abstand wichtigster und zahlungskräftigster Verbündeter in dem zermürbenden Krieg gegen Russland. Das hindert Kiew allerdings nicht daran, einen amerikanischen Bürger zu verhaften und angeblich sogar zu foltern. Dieses Vorgehen findet nun auch Tesla-CEO Elon Musk höchst irritierend.

Schwere Vorwürfe: „Im Gefängnis gefoltert“, die „Biden-Beamten sind einverstanden“

Aufmerksam wurde der Multi-Milliardär auf den Fall durch die jüngste Sendung von TV-Moderator Tucker Carlson auf X (ehemals Twitter). Es geht um Gonzalo Lira (55), einen amerikanischen Journalisten chilenischer Herkunft, der laut Carlson „in einem ukrainischen Gefängnis gefoltert wird, weil er Selenskyj kritisiert hat“. Scharfe Kritik übt der TV-Journalist auch am Weißen Haus: „Die Biden-Beamten sind damit einverstanden“, und auch die „Medien stimmen dem zu“. Tucker Carlson brachte eine Erklärung von Gonzalo Liras Vater.

Bei Elon Musk sorgte das für ungläubiges Kopfschütteln: „Ein amerikanischer Staatsbürger sitzt in der Ukraine im Gefängnis, nachdem wir mehr als 100 Milliarden Dollar dorthin geschickt haben?“, fragt er auf X. „Steckt mehr hinter dieser Geschichte als nur die Kritik an Selenskyj? Wenn das alles ist, dann haben wir hier ein ernstes Problem.“ Daraufhin bekräftigte Tucker Carlson: „Yep. Er sagt nicht genehmigte Dinge. Das ist sein Verbrechen.“

Das lässt dem Hightech-Milliardär seither keine Ruhe. Via X wendet er sich an den ukrainischen Präsidenten persönlich: „Bitte klären Sie das amerikanische Volk über diese Angelegenheit auf.“ Doch auch Washington sieht er am Zug. „Was ist der Status dieses amerikanischen Journalisten, Joe Biden?“, fragte der reichste Mann der Welt.

Gonzalo Liras wandte sich am 1. August hilfesuchend an die Öffentlichkeit

Zunächst hatte sich Gonzalo Lira am 1. August in einem Thread via X an die Öffentlichkeit gewandt. „Im Moment versuche ich gerade, die Ukraine zu verlassen und in Ungarn politisches Asyl zu beantragen. Entweder werde ich die Grenze überqueren und mich in Sicherheit bringen oder ich werde vom Kiewer Regime verschleppt.“

Gonzalo Lira (55) gilt als vermisst

Anschließend folgt eine Schilderung der vorangegangenen drei Monate. „Am 1. Mai wurde ich wegen meiner YouTube-Videos verhaftet.“ Lira postet zum Beleg Fotos von der ukrainischen Anklageschrift gegen ihn. „Mein Verbrechen war es, Videos zu machen, die den Westen und sein Stellvertreterregime in Kiew kritisieren – und wie sie die Ukraine zerstören. Wie Sie sehen können, gibt sogar der Staatsanwalt zu, dass ich kein Verbrechen gegen Eigentum oder Personen begangen habe. Und ich habe den Russen sicherlich keine Hilfe oder Informationen geliefert.“

Von Gefangenen geschlagen – weil es die Wärter von ihnen verlangten

Der eigentliche Vorwurf der Anklage besteht darin, „dass ich lediglich öffentlich bekannte Fakten über den Krieg diskutiert habe – der Inbegriff der Meinungsfreiheit in einer Demokratie.“ Gonzalo Lira übt anschließend scharfe Kritik und attackiert die Regierung in Kiew frontal: „Selenskyjs Ukraine ist keine Demokratie – sie ist ein diebisches, korruptes, mörderisches Gangsterregime, das vorgibt, eine höfliche ‚westliche‘ Demokratie zu sein.“ Und: „Das ist die Ukraine von Selenskyj. Das ist es, worum sich sein Schurkenregime kümmert: Die ‚Wahrnehmung‘ von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, um die schmutzige, korrupte Realität zu verschleiern.“

Nach seiner Verhaftung sei Lira daran gehindert worden, irgendjemanden anzurufen. Besonders verärgert sei das Kiewer Regime über sein Video „Ukraine: A Primer“ (Ukraine: Eine Fibel) gewesen, in dem es um „den geschichtlichen Hintergrund des Konflikts“ geht. Gonzalo schildert dann ausführlich seinen Leidensweg – ein wahres Martyrium. „Im Sizo-Gefängnis wurde ich in zwei der vier Zellen, in denen ich untergebracht war, von den anderen Gefangenen gefoltert. Die Wärter schlagen die Gefangenen NIEMALS – sie geben die Folter an die anderen Gefangenen weiter.“

Schlagentzug und linkes Auge zerkratzt

Zunächst habe er sich einen Rippenbruch zugezogen, doch am schlimmsten sei ein 30-stündiger Schlafentzug gewesen: „meine Arme waren an den Schultern verkehrt herum verdreht und ich wurde ziemlich schlimm geschlagen.“ Dann „haben zwei Schläger meinen Kopf festgehalten und mit einem Zahnstocher das Weiße meines linken Auges zerkratzt, während sie mich fragten, ob ich noch lesen könnte, wenn ich nur ein Auge hätte.“ Gegen Ende der Sitzung habe ihm einer der Schläger so fest und wiederholt auf die Brust geschlagen, „dass die Schläge einen gelb-grünen Fleck mitten auf meinem Brustbein hinterließen.“

„Der Inlandsgeheimdienst wollte Geld von mir erpressen“

Wegen seiner Videos sei er verhaftet worden, doch der Grund für die Prügel sei ein anderer gewesen. „Als sie gegen mich ermittelten und meine Computer und Konten untersuchten, erkannte der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU, dass ich nicht arm bin.“ Er „nutzte die Gelegenheit, um Geld von mir zu erpressen – und benutzte die Wärter als Komplizen, die wiederum die Gefangenen als Druckmittel einsetzten.“ Insgesamt seien 70.000 US-Dollar von ihm erpresst worden. „Außerdem haben sie bei meiner Verhaftung weitere 9000 Dollar genommen (meine Notkasse). Und weitere 11.000, das war die Kaution. Mit den Computern, dem iPhone usw. bin ich bei diesem Abenteuer sogar 100.000 Dollar los. Ich werde nichts davon zurückbekommen“.

Nun habe er beschlossen, die Ukraine vor seinem Prozess zu verlassen. Dass er bei anderen EU-Ländern sicher ist, bezweifelte der US-Journalist. „Was ist aus den ‚europäischen demokratischen Werten‘ geworden?“ Er postete den Thread, als er den Grenzübergang zu Ungarn erreiche. „Wenn Ihr in den kommenden zwölf Stunden nichts von mir hört – Hilfe! Ich bin auf dem Weg in ein Arbeitslager! Wünscht mir Glück.“

Das war am 1. August. Heute gilt Gonzalo Lira als vermisst.