Thomas Bach schlägt Alarm! Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees sieht die Zukunft der Winterspiele durch den Einfluss des Klimawandels dramatisch. Der Kreis von schneesicheren Ausrichtern schwindet. Hinzu kommt auch die Ablehnung der Bürger in potenziellen Bewerber-Ländern oder das strikte Nein der Politik. Das macht die Suche für das IOC nach Gastgebern für die kommenden Winterspiele nicht einfacher.

Ab Mittwoch geht eine dreitätige Sitzung des Exekutivkomitees in Paris über die Bühne. Dem Vernehmen nach sind vier Bewerber im Rennen. Nach den Absagen früherer Favoriten wie Sapporo und Vancouver balgen sich wohl Olympia-Projekte aus Frankreich, Schweden und der Schweiz sowie Salt Lake City in den USA. Der 2002-Gastgeber Salt Lake ist für 2034 so gut wie gesetzt, sodass die anderen Interessenten vermutlich auf 2030 hoffen müssen.

Doch wer schafft es tatsächlich in den sogenannten gezielten Dialog mit der IOC-Auswahlkommission und wird damit zum bevorzugten Kandidaten des Ringe-Zirkels? Im neuen Bewerberverfahren, das nicht wenige als undurchsichtiger als frühere Vergabeprozesse empfinden, ist mit diesem Votum schon fast die Entscheidung über den Spiele-Gastgeber gefallen. So zumindest war es, als das IOC schon 2021 Brisbane zum Wunschkandidaten für die Sommerspiele 2032 erklärte.

Auswahlprozess sollte längst abgeschlossen sein

Fakt ist: Der Auswahlprozess für die Winterspiele 2030 sollte eigentlich längst abgeschlossen sein. Allerdings folgten zahlreiche Absagen für das IOC. Kanadas Metropole Vancouver bekam keine Garantien für staatliche Gelder. Das japanische Sapporo verzichtete wegen der Turbulenzen um den Korruptionsskandal rund um die Sommerspiele in Tokio auf einen Anlauf. München ist nach den gescheiterten Bewerbungen für 2018 und 2022 die Lust auf Winterspiele vergangen. Die Stadt will sich nur noch für Sommerspiele bewerben.

Thomas Bach sucht nach Bewerbern für die Olympischen WinterspieleAPA/AFP/INDRANIL MUKHERJEE

Das IOC verschob aus Not die Vergabe der übernächsten Winter-Ausgabe um ein Jahr.  Als Letztes gab erst in der Vorwoche das Schweizer Sportparlament grünes Licht für eine Bewerbung. “Winterspiele in der Schweiz wären ein Riesen-Booster für unser Land”, sagte Sportministerin Viola Amherd. In der Tat umfasst das dezentrale Konzept gleich mehrere Regionen im ganzen Land, um ausschließlich bestehende Wettkampfstätten zu nutzen.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgen Stockholm und die französische Bewerbung. In Schweden würden neben der Hauptstadt auch Falun, Aare und Östersund Wettbewerbe ausrichten. Die Schlitten-Events würden nach Sigulda in Lettland gehen, Eisschnelllauf nach Norwegen. “Dies wird eine völlig andere Art von Olympischen Spielen sein”, sagte Schwedens Sportminister Jakob Forssmed.

Frankreich geht mit einem Verbund der früheren Winter-Gastgeber Chamonix (1924), Grenoble (1968) und Albertville (1992) sowie Nizza ins Rennen. Auch hier ist für die Eisschnelllauf-Wettbewerbe ein Ausweichen ins Ausland möglich.

Viel länger warten kann das IOC in der Vergabe-Frage nicht mehr. Bei der Generalversammlung in Mumbai entschied der Dachverband im Oktober, die Gastgeber für die Spiele 2030 und 2034 im kommenden Jahr auf einen Schlag zu benennen. Damit will sich das IOC auch Ruhe verschaffen, um die langfristige Zukunft der Winterspiele zu regeln. “Dies ist ein sehr komplexes Thema, und um es auf die richtige Weise zu adressieren, benötigen wir etwas mehr Zeit”, sagte IOC-Chef Bach. Nur noch zehn Länder sind nach Berechnungen von Forschern von 2040 an überhaupt noch schnee- und eissicher genug für Winter-Olympia. “Wir müssen diesen dramatischen Einfluss des Klimawandels auf die Winterspiele sehr schnell angehen”, sagte Bach.