Der Geschichtslehrer Samuel Paty (47) hatte in seinem Unterricht über Meinungsfreiheit Mohamed-Karikaturen gezeigt. Diese hatte zuvor das Satire-Magazin Charlie Hebdo veröffentlicht, in dessen Redaktion und Umgebung zwei Terroristen im Januar 2015 zwölf Menschen töteten. Und auch Patys Mörder, ein fanatischer Tschetschene (18)  beschloss, „den Propheten zu rächen“. Schwer bewaffnet begab er sich zur Schule des Pädagogen.

Den er aber nicht kannte. Hier kamen die Schüler ins Spiel, die jetzt in Paris vor Gericht standen. Gegen Bezahlung zeigten sie dem Tschetschenen vor dem Schulgebäude, wer Paty war. Der Attentäter stellte den Lehrer, stach ihn nieder und schlug ihm den Kopf ab.

Machten sie mit, weil sie auch Muslime sind?

Die Familie wolle durch diesen Prozess verstehen, wie es zu dem Attentat kommen konnte, sagt die Anwältin Virginie Le Roy, die Patys Eltern, seine Schwester, den Schwager und zwei Nichten vertritt. „Dachten die Jugendlichen, Paty verdient es, bestraft zu werden, weil er die Karikaturen gezeigt hatte, oder waren sie nur hinter dem Geld her?“, fragte sie in einem Gespräch mit der Deutschen Welle.

Der Attentäter hatte den Schülern laut Ermittlern gesagt, er wolle, dass sich Paty in einem Video für seine Tat entschuldige. „Dieser Punkt ist umso wichtiger, als dass die Angeklagten allesamt in Frankreich geboren sind und sich unseren demokratischen Werten, also auch der Meinungsfreiheit, verschreiben sollten“, fügt Le Roy hinzu.

Es blieb im Prozess vor einem Jugendgericht allerdings offen, warum sich die damals 13 bis 15 Jahre alten Schüler tatsächlich zu Helfershelfern machten. Sie erhielten Bewährungsstrafen. Nur einer fasste eine sechsmonatige Haftstrafe aus.