Italien kennt kein Erbarmen mehr mit Impfgegnern und Testmuffeln: Ab Mitte Oktober muss jeder Arbeitnehmer einen Impf- oder Testnachweis – sprich den “Grünen Pass” – vorlegen. Wer das nicht kann oder tun will, dem drohen existenzbedrohende Konsequenzen: Von der Suspension bis zur Streichung des Gehalts und Bußgeldzahlungen ist dann alles möglich.

“Wir dehnen die Verpflichtung zum ‘grünen Pass’ auf die gesamte Arbeitswelt aus, sowohl auf den öffentlichen als auch auf den privaten Sektor”, sagte Gesundheitsminister Roberto Speranza, und erklärte: “Wir tun dies im Wesentlichen aus zwei Gründen: um diese Orte sicherer zu machen und um unsere Impfkampagne zu stärken”, sagte Speranza. Der “Grüne Pass” zeigt in Italien an, ob der Inhaber gegen Covid-19 geimpft ist, ob er in den vergangenen 48 Stunden negativ getestet wurde oder ob er kürzlich von der Lungenkrankheit genesen ist. Derzeit muss der Pass bereits in den Innenräumen von Restaurants, in Kinos oder Sportstadien, in Intercity-Zügen, Bussen und auf Inlandsflügen vorgelegt werden.

Italien hat noch bis Jahresende "Corona-Notstand"

Gegen die verpflichtende Einführung des Passes hatte es vielerorts in Italien Proteste gegeben. Medienberichten zufolge drohen Arbeitnehmern, die den Pass nicht vorlegen, Geldstrafen in Höhe von bis zu tausend Euro. Wer der Arbeit fernbleibt, weil er das Dokument nicht vorlegen kann, muss mit einer Suspendierung rechnen. In einigen Bereichen wie etwa an Schulen ist der “Grüne Pass” bereits Pflicht. Arbeitgebern, die keine Kontrollen durchführen, drohen Bußgelder bis zu 1500 Euro. Das neue Dekret wird vom 15. Oktober bis 31. Dezember gelten. Bis Jahresende gilt in Italien offiziell noch der Corona-Notstand. Die Entscheidung der Regierung betreffe “insgesamt 23 Millionen Arbeitnehmer, das gesamte Humankapital des Landes”, sagte Verwaltungsminister Renato Brunetta.

Kostenpflichtige Tests: "Kann nicht sein dass man bezahlen muss, um Arbeiten zu gehen"

Das neue Dekret setzte Draghi trotz der Proteste der Gewerkschaften und Teile der rechten Parteien durch. Diese hatten in den Beratungen mit dem Regierungschef erfolglos gefordert, dass Covid-Tests als Alternativen zu Impfungen kostenlos bleiben müssten. Es dürfe nicht sein, dass man bezahlen müsse, um arbeiten zu gehen, hieß es. Draghis Kabinett aber beschloss lediglich Preisdeckelungen: Erwachsene dürfen pro Test höchstens 15 Euro zahlen, Kinder 8 Euro.