Manche Dinge sind nur noch peinlich, vor allem dann, wenn sie sämtliche Klischees erfüllen, im konkreten Fall über das italienische Fernsehen und über russische Damen – oder besser gesagt: „Dominas“.

Im Zentrum des TV-Debakels steht der in ganz Italien bekannte Moderator Massimo Giletti (60) und seine Sendung „Non è l’Arena“ („Das ist nicht die Arena“). Zum Titel der Sendung: Früher leitete Giletti beim staatlichen TV ein Format namens „L’Arena“. Seit er zum Privatfernsehen wechselte, will er offensichtlich in aller Deutlichkeit unterstreichen: Das hier ist ganz anders als früher.

Im Interview mit Maria Sacharowa, der russischen Pressesprecherin

Sacharowa: „Sie sprechen wie ein Kind“

In der jüngsten Ausgabe von „Non è l’Arena“ moderierte Giletti vom Roten Platz in Moskau aus – was sich noch als schlechte Idee entpuppen sollte. Zugeschaltet war per Video unter anderem Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums. Der italienische Moderator interviewte sie eine halbe Stunde, mit beispielloser Unterwürfigkeit. Sacharowa habe die „Kommunikation revolutioniert“, erklärte er etwa.

Maria Sacharowa bei einer Pressekonferenz. Sie stammt aus einer Diplomatenfamilie. Seit 2015 leitet sie die Abteilung für Information und Presse des russischen AußenministeriumsRussische Botschaft

Mit seiner ergebenen Art dürfte er die „Herrin“ in Sacharowa wach gerufen haben. Die bekannte Pressesprecherin ließ das Gespräch „zu einer Sadomaso-Szene werden“, meinte „Repubblica“. Maria Sacharowa „vergnügte sich damit, dem höflichen Interviewer, der aus der Ferne gekommen war, verbale Ohrfeigen zu verpassen“. Je demütiger sich Giletti gab, desto härter haute Sacharowa auf ein. Auf seine Bemerkung: „Wir Westler sind Heuchler. Sie haben recht, wir werden in uns gehen müssen“, entgegnete die eiserne Dame aus Moskau: „Sie sprechen wie ein Kind. Was Sie sagen, ist lächerlich. Sie kommen mir vor wie jemand, der vor einer Woche auf die Erde heruntergekommen ist.“

Das Interview in Moskau zu führen, im Freien, war keine gute Idee.

Italienischer Gasz Sallusti: Der Kreml ist ein „Scheißpalast“

Giletti sei von der „grausamen Blondine aus dem Kreml aufgespießt worden wie eine Puppe“, kommentierte „La Repubblica“.

Überhaupt keinen Gefallen an diesem Sende-Verlauf hatte der zuschaltete italienische Journalist Alessandro Sallusti. Das gab er umgehend zu verstehen, ohne dabei das Niveau zu heben. Er bezichtigte Giletti, sich in „totaler Unterwerfung vor der schlimmsten Propaganda“ zu üben, nannte Sacharowa eine Idiotin („cretina“) und den Kreml hinter dem Moderator einen „Scheißpalast“. Danach verließ er die Sendung. Auf das vereinbarte Honorar wolle er übrigens verzichten, ließ er beim Weggehen noch wissen.

Co-Moderatorin besorgt: „Oddio Massimo! Helft Massimo!“

Das war anscheinend zu viel für Giletti. Vor laufender Kamera fiel er in Ohnmacht. „Oddio Massimo! Helft Massimo!“ rief seine Co-Moderatorin im Fernsehstudio.

Wenige Minuten später kehrte der Moderator zurück. Die Kälte auf dem Roten Platz und ein „Mangel an Zucker“ seien schuld gewesen.