Mit einer „Götterdämmerung“ rechnet Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier bei der kommenden Nationalratswahl. Damit meint er das Abschneiden von ÖVP und SPÖ. Da die Freiheitlichen zurzeit am besten die echten Sorgen der Menschen ansprechen, wäre sogar ein Ergebnis von deutlich mehr als 30 Prozent denkbar.

Vieles, was die Medien beschäftigt, sei hingegen für die Menschen unwichtig, etwa ob der ehemalige Bundeskanzler Sebastian Kurz im U-Ausschuss einst „ja“, „nein“ oder „naja“ gesagt hat. Das interessiere mittlerweile fast niemanden mehr. Wie sich Wiener SPÖ-Politiker bei Kleingarten-Siedlungen bereichert haben, sei das schon eher relevant, meint Heinzlmaier im TV-Talk mit eXXpress-Chefredakteur Richard Schmitt. Sozialdemokratische Politiker hatten Grundstücke erworben, die später in Bauland umgewidmet wurden und jetzt doppelt so viel wert sind. SPÖ-Chef Andreas Babler hat Konsequenzen angekündigt, von denen man bis heute nichts hört. „Die SPÖ hat mit ihrem neuen Bundesparteivorsitzenden eine komplette Bauchlandung hingelegt“, kommentiert der Jugendforscher.

Ein neuer Höhenflug setzte nicht ein: Mit Andreas Babler als SPÖ-Parteichef sind die Wahlen nicht zu gewinnen, sagt Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier.

Bürger sind dann nachsichtig, wenn die Politik etwas weiterbringt

Politologe Ralph Schöllhammer (Webster University) hält Deutschland und Österreich für zurzeit nicht mehr zukunftsfit. Doch ein „mediales Kartell“ beschäftige sich primär mit sich selbst, etwa mit Chat-Nachrichten, die im Burgtheater verlesen werden, aber für das Alltagsleben der Bürger völlig gleichgültig sind.

Die Bürger wären durchaus fähig, Fehler der Politik nachzusehen, wenn sie das Gefühl haben, dass deren Arbeit dem Land etwas bringt, vermutet Schöllhammer. So sei etwa der Lebenswandel von Willy Brandt und John F. Kennedy auch nicht tadellos gewesen, worüber man aber hingesehen haben, weil etwas weiterging. Der jetzige Eindruck sei: „Man wird ständig zur Kasse gebeten. Die da oben sind völlig isoliert von der Realität.“

Ein Problem sieht Richard Schmitt auch bei der Politik. Dort fehle die Einsicht. Man glaube, es gehe nur darum, die Politik besser zu kommunizieren. Doch die Unzufriedenheit resultiere nicht nur aus ungeschickter Kommunikation.