Für viele beschränkt sich die künstliche Intelligenz auf die Ausführung von Aufgaben oder erlernten Tätigkeiten, wie das Würzen des Lieblingsessens oder das Mixen eines Cocktails auf einem Kreuzfahrtschiff. Die neuesten Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz sind jedoch in der Lage, Weine zu riechen, zu schmecken und sogar in einer Blindverkostung zu identifizieren. Kann die KI den professionellen Weinverkoster unterstützen, oder besteht die Gefahr, dass die KI den Weinexperten ersetzen kann? Ich habe kürzlich das von IBM entwickelte KI-gestützte chemische Verkostungsgerät HyperTaste in Form einer Blindverkostung ausprobiert.

Der menschliche Geschmackssinn hat sich über Jahrtausende hinweg entwickelt. Er ist erstaunlich gut darin, uns angenehme Speisen und Getränke genießen zu lassen und uns vor der Aufnahme schädlicher Substanzen zu warnen. Vom Menschen geschaffene Sensoren können Stoffe und Komponenten, die unsere Geschmacksknospen erkennen, nicht ohne weiteres identifizieren. Es gibt auch einige Weine, von denen wir wissen möchten, wie sie schmecken, ohne sie tatsächlich probieren zu müssen, wie z. B. einen Korkwein oder fehlerhaften Wein. Es gibt auch Weine, die gefälscht sein könnten, bei denen ein gefälschter Wein in die Flasche eines berühmten Weinetiketts gefüllt wird, was für die menschliche Zunge nicht immer leicht zu erkennen ist.

E.T. tastes home! Potentiometrische elektronische Zungen (ETs) zur Erkennung der Herkunft eines Weins

Der >>HyperTaste<< wurde von IBM als KI-gestütztes und datengesteuertes Framework für die überwachte und unüberwachte Analyse komplexer Flüssigkeiten entwickelt. Es verfügt über eine einfache Multi-Sensor-Hardware, die Daten in die mobile App eines Smartphones einspeist. Da die Funktionalität von >>HyperTaste<< durch Software definiert wird, kann dasselbe System durch einfaches Training mit Beispielen leicht für verschiedene Aufgaben rekonfiguriert werden. Ich habe kürzlich an einem Experiment mit drei sehr unterschiedlichen Riesling-Weinen aus Deutschland und Österreich teilgenommen, die sowohl mir als auch der Maschine blind serviert wurden. Die Auswirkungen waren tiefgreifend, und die Ergebnisse aus dem Smartphone wurden innerhalb von etwas mehr als einer Minute validiert. Ich muss anmerken, dass ich die Weine innerhalb eines Sekundenbruchteils identifiziert habe, aber es war meine erste Verkostung des Tages. Nach stundenlangen professionellen Weinverkostungen ermüdet der Gaumen und man ist dankbar für eine zweite Meinung.

Ich fragte den in der Schweiz ansässigen IBM-Forscher Patrick Ruch, wie >>HyperTaste<< einem Weinverkoster nützen kann. Seine Antwort: „HyperTaste ist ein Beispiel dafür, wie KI-Modelle das Wissen von Experten verkörpern können, um fundiertere Entscheidungen zu treffen. Stellen Sie sich zum Beispiel einen digitalen Begleiter vor, der einem Weinverkoster hilft, indem er eine zweite Meinung abgibt, die von einem Modell unterstützt wird, das durch sensorische Bewertungen von Experten zu ähnlichen Weinen trainiert wurde. Vielleicht kann dies bei dieser Art von Analyse helfen, ähnlich wie heute die Rechtschreibprüfung bei Schriftstellern.“

KI wird bei der Weinverkostung anhand von Beispielen anstatt von Regeln trainiert

Meine nächste Frage war: Wird die KI irgendwann die menschliche Zunge ersetzen können?

Ruch: „Wir sehen eine breitere Anwendung der Technologie in der Industrie, zum Beispiel um die Analyse von Chemikalien zu automatisieren und zu beschleunigen. Mit anderen Worten: Die Technologie könnte nützlich sein, um Substanzen zu „schmecken“, die der Mensch nicht in den Mund nehmen möchte. Wir sehen sie also eher als eine Verbesserung des menschlichen Geschmacks, als dass sie ihn ersetzen würde, wobei jede Seite (künstliche Zunge und menschliche Zunge) ihre eigenen Stärken hat“.

Vielleicht wäre es von Vorteil, einen KI-Assistenten zu haben bei der Verkostung einer großen Anzahl von Weinen. Ich sehe die Vorteile darin, einen bestimmten Winzer oder Produkzent, eine bestimmte Weinbauregion oder Rebsorte zu erkennen. Außerdem sehe ich großes Potenzial darin, dass KI gefälschte oder gepanschte Weine erkennen könnte, und vielleicht kann sie sogar darauf trainiert werden, einen fehlerhaften oder gekorkten Wein zu identifizieren, wer weiß?

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