Das Schlucken in der Frankfurter Konzernzentrale der Commerzbank hörte man bis nach Wien. Die zweitgrößte deutsche Bank mit ihren 48.000 Mitarbeitern ist von einem Startup eingeholt worden. Die Smartphone-Bank N26 wird nach einer erfolgreichen Finanzierungrunde jetzt mit neun Milliarden Dollar bewertet. Die Firma mit Sitz in Berlin ist damit zum wertvollsten Fintech in Deutschland aufgestiegen – und genauso wertvoll wie die 151 Jahre alte Commerzbank.

Doch während bei der Commerzbank Personalabbau und Filialschließungen auf der Tagesordnung stehen, meldet N26 an jedem Tag durchschnittlich 2000 neue Kunden. Mehr als sieben Millionen sind es bereits – und keiner davon war je in einer Filiale. Denn die gibt es gar nicht, erklärt „NTV“. Das Geschäft boomt. In deutschen Großstädten hängen inzwischen Werbeplakate für N26 mit dem Spruch: “Nicht die Bank deines Opas”.

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"Gigantische Geldwäschemaschine?"

Wer steckt hinter N26? “Max und Valentin” so nennen sie sich auf der Homepage der Neo-Bank. Es handelt sich um zwei Österreicher, Valentin Stalf und Max Tayenthal, Mittdreißiger, die so wirken als hätten zwei smarte Kumpel aus Wien gerade ein neues Edelrestaurant am Prenzlauer Berg eröffnet. In Wahrheit sind sie auf dem Weg, zu den neuen Elon Musks der deutschen Finanzindustrie zu werden. Begonnen haben die beiden 2013 in einem Wiener Wohnzimmer mit der Idee, eine App zu entwickeln, in die Eltern Guthaben für ihre Kinder laden können, um so deren Ausgaben zu managen. “Papayer” tauften sie das digitale Taschengeld. Schon in der Testphase meldeten sich zahlreiche Interessenten

Die Bankenaufsicht BaFin beklagt seit zwei Jahren Defizite bei der Betrugs-Bekämpfung und Compliance-Verstößen. Die Jungs seien wohl “etwas unbekümmert unterwegs”, heißt es unter Bankenaufsehern. Hacker entdecken bei der App Sicherheitslücken. Die Konkurrenz raunt böse, N26 sei eine gigantische Geldwäschemaschine. Tatsächlich verhängte die BaFin im Juni ein Bußgeld von 4,25 Millionen Euro wegen verspäteter Einreichung von Verdachtsmeldungen und mangelhafter Geldwäschekontrollen.

1000 Mitarbeiter kommen hinzu

Investoren und Kunden scheint die Problematik nicht zu stören. Auf beiden Seiten fließt derzeit das Geld in Strömen herein. Jetzt sollen zu den 1500 weitere 1000 Mitarbeiter in den Bereichen Technologie, Produktmanagement und digitaler Sicherheit eingestellt werden. Und nun will die Bank sogar an die Börse. “Mit den Investoren, die wir mit an Bord bekommen haben, machen wir auch einen ganz wichtigen Schritt in Richtung Börsengang in den kommenden Jahren”, kündigt Stalf an. Wenn ihm der Börsengang auch noch gelingt, dann wird er wohl auch die Deutsche Bank überholen. Die ist schließlich auch schon 151 Jahre alt.