Ein Sturz über mehrere Treppen endete für Anatoly Gerashchenko (73) tödlich. Der Luftfahrtwissenschaftler veröffentlichte unter seinem Namen 50 Studien. Ein Unfall, wie er durchaus passieren kann, an den glaubt niemand so wirklich. Auch, weil sich das Unglück im Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin ereignete. Denn dort häufen sich die mysteriösen Todesfälle. Allesamt von hochrangigen Persönlichkeiten im Bereich des Energie- und Wissenschaftssektors.

Liste der Opfer wird immer länger

Erst kürzlich stürzte Iwan Peschorin (39) von einem Boot und überlebte nicht. Er war Putins Beauftragter für die Erschließung der riesigen arktischen Ressourcen Russlands. Zusätzlich war er in der Luftfahrtindustrie tätig. Einen Sturz aus einem Krankenhausfenster bescherte dem Vorsitzenden des zweitgrößten russischen Ölproduzenten „Lukoil“, Ravil Maganow (67) ebenfalls den Tod. Dmitri Konoplev starb bei einer Therapie in einem Krankenhaus, bei der er angeblich einen Herzinfarkt erlitt. Er galt als „Waffen-Guru“ und war Chef des „Shipunov Instrument Design Bureau“, wo er für die Entwicklung eines Kurzstrecken-Flugabwehrraketen-Systems verantwortlich zeichnete.

Ermittlungen wurden in die Wege geleitet

Die Liste der Todesopfer von Putin-Vertrauten ist aber noch viel länger, und umfasst Morde sowie weitere vermeintliche Selbstmorde. Einem Mord zum Opfer fiel der bekannte Multi-Millionär Yuri Voronov (61). Alexander Tjuljakow, der stellvertretende Generaldirektor von „Gazprom“ wurde einen Tag nach Kriegsausbruch erhängt in seiner Villa in der Nähe von St. Petersburg gefunden. Unweit von dessen Haus wurde mit Leonid Schulman ebenfalls ein ehemaliger „Gazprom“-Manager in seinem Badezimmer tot aufgefunden. Den Leichnam des Oligarchen Mikhail Watford entdeckte man in seiner britischen Villa. Mit Wassili Menlikow wählte im März ein weiterer Oligarch den Freitod. Zuvor tötete er seine Frau und seine zwei Kinder. Nach einem ähnlich abscheulichen Muster sollen der Vizechef der „Gazprom“-Bank, Waldislaw Awaew, und der ehemalige Manager der „Novatek“, des größten privaten Gasförderers Russlands, Sergej Protosenja vorgegangen sein. Auch sie sollen vor ihrem Freitod Frau und Kinder umgebracht haben. Bei einer Wanderung verunglückte im Mai Andrej Krukowski (37), Direktor des Skiressorts Krasnaja Poljana, einem der wichtigsten Wintersportorte Russlands. Eine lange Liste von Todesfällen, die mysteriöser nicht sein könnten. Angeblich wurden zum Sturz von Gerashchenko nun Ermittlungen eingeleitet.