
"Nur für Recherchezwecke": Journalistin hatte für Reportage Sex im Swingerclub
Eine dänische Radioreporterin wagte sich für einen Exklusivbericht ungewöhnlich tief in die wie sie meint “sehr verschlossene” Swinger-Szene vor – unter vollstem Körpereinsatz und mit der Unterstützung ihres Senders. Die Befragung ihres Interviewpartners fand nämlich direkt während des Geschlechtsverkehrs statt.

Bei laufendem Aufnahmegerät hat eine dänische Journalistin in einem Swingerclub Sex gehabt und mit ihrer Reportage für Aufsehen gesorgt. Louise Fischer vom Sender Radio 4 berichtete über die Wiedereröffnung des Clubs nahe der Hauptstadt Kopenhagen, nachdem Corona-Maßnahmen gelockert worden waren. In dem ausgestrahlten Bericht sind eindeutige Sexgeräusche zu hören, als Fischer während des Geschlechtsverkehrs ihren Partner interviewt.
“Die Swinger-Szene ist sehr verschlossen”, sagte Fischer der Zeitung “Jyllands-Posten” zur Begründung. Deshalb habe sie eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen wollen. Ihre Programmchefin Tina Kragelund lobte den Einsatz. “Ich finde es cool, wenn unsere Reporter damit experimentieren, Journalismus auf andere Weise zu machen”, sagte Kragelund dem Blatt. Der Sender hatte Fischer vorher grünes Licht gegeben, selbst aktiv zu werden – wenn sie es selbst wolle.
Hat die Journalistin eine Grenze überschritten?
Kragelund sagte dem schwedischen Sender SVT, ihr Radiosender habe keine Berührungsängste mit so etwas Universellem wie Sex. Journalisten nutzten oft eigene Erfahrungen. “Wir sind tiefer in eine Szene eingestiegen, als wir es getan hätten, wenn wir sie nur von außen betrachtet hätten”, sagte sie, wie SVT am Samstag berichtete.
Reporterin Fischer sagte, die große Mehrheit der Rückmeldungen sei positiv gewesen. Einige Journalisten kritisierten jedoch, Fischer habe eine Linie überschritten. Reporter sollten sich nur selbst einbringen, wenn es keine andere Möglichkeit gebe für eine investigative Recherche. (APA/dpa/red)
Kommentare
Ich gehe auch nur aus Neugier ins Puff.
Es ist wohl ihre Sache, wenn sie unter Körpereinsatz recherchiert und sogenannte Kriegsreporter haben schon für weniger Risiko den Pullitzerpreis bekommen. Ich verurteile beide nicht solange sie authentisch berichten.
Mutig in Zeiten, in denen wir auf einen neuen Puritanismus zugehen.
Das passt nicht ganz in die gängige Erzählung, nachdem Frau ja primär Opfer sei. Eine Frau, die selbstbewusst ihren Körper benutzt kann nach dieser Lesart nur mehr eine Schlampe sein.
Die moderne Frau ist nämlich primär Opfer männlicher Lustvorstellungen. Sie macht bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf ihr Opferdasein aufmerksam.
So einen sagenhaften Schwachsinn habe ich selten gelesen. Sexuelle Belästigung und Vergewaltigung zu relativieren und darüber zu polemisieren, ist schon bemerkenswert schäbig. Die „Erzählung“ ist, dass Frauen selbst über sich und ihre Sexualität bestimmen können sollten, was der Geschichte der Reporterin nach hier auch der Fall war. Bewusst und gewollt Sex zu haben wird nicht kritisiert, gegenteiliges aber sehr wohl, und das zu Recht, da werden sich ja hoffentlich alle einig sein. Sie dürften die gesamte Debatte aber wohl zutiefst missverstanden haben.
Eine Schlampe halt. Nothing more to say.
Ich halte es für unmoralisch,sich in das Provatleben anderer Menschen einzuschleichen. Es ging ja nicht darum, kriminelle Machenschaften aufzudecken; dafür wäre das legitim, finde ich. Ob sie dort Sex mit jemanden hatte oder nicht, ist egal.
Seit Relotius wissen wir ja wie “Reportagen” zustande kommen können ..