
Jüdischer Friedhof Währing: Die Rettung eines historischen Juwels geht voran
Der Jüdische Friedhof in Wien-Währing bietet eine unvergessliche Zeitreise in die Wiener Kultur, Kunst, Wirtschaft und Gesellschaft des ausgehenden 18. und des 19. Jahrhunderts. Der kulturhistorisch bedeutsame Friedhof wird seit einigen Jahren vor allem aus Spendengeldern renoviert – wir alle können dabei mithelfen.
Lang ist es her: Während seiner Nutzung (1784-1879) diente der Jüdische Friedhof Währing als offizieller Begräbnisplatz aller in der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien verstorbenen Juden. Nach heutigen Schätzungen wurden in der Begräbnisstätte seinerzeit bis zu 30.000 Menschen begraben. Davon konnten bisher aber nur 8969 Personen erforscht und dokumentiert werden.
Nachdem der israelitische Teil am Wiener Zentralfriedhof 1879 fertiggestellt worden war, wurde der Jüdische Friedhof Währing offiziell geschlossen. Während der NS-Zeit wurde der Friedhof von den Nazis enteignet. Dabei wurden weit mehr als zweitausend Gräber bei Aushubarbeiten für einen Luftschutzbunker zerstört. Zudem wurden die Gebeine von 400 Personen willkürlich exhumiert.
Teile des Friedhofs sind noch in einem schlechten Zustand
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Friedhof schließlich der Israelitischen Kultusgemeinde wieder zurückgegeben, diese musste den zerstörten Teil des Friedhofs an die Gemeinde Wien abtreten. Das Grundstück wurde daraufhin in Bauland umgewidmet.
2017 wurde der Verein „Rettet den Jüdischen Friedhof Währing“ gegründet. Dank des Vereins rund um den besonders engagierten Senior Adviser der Steuerberatung HFP Günther Havranek konnte die kulturhistorisch bedeutsame jüdische Begräbnisstätte der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Jedoch müssen noch immer zahlreiche Grabdenkmäler renoviert werden.
Jeden zweiten Sonntag im Monat ist der Friedhof von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Führungen finden jeweils um 11 und 13 Uhr statt. Die nächsten Öffnungstermine: 9. Oktober, 13. November und 11. Dezember. Adresse: 1190 Wien, Schrottenbachgasse 3
Bei Spenden an den Verein „Rettet den Jüdischen Friedhof Währing“ besteht die Möglichkeit der steuerlichen Spendenabsetzbarkeit. Um diese steuerliche Begünstigung in Anspruch nehmen zu können, sind Spenden wie folgt zu überweisen:
BAWAG-PSK /Bundesdenkmalamt 1010 Wien
IBAN: AT07 0100 0000 0503 1050
Aktionscode: A283, Vorname, Zuname, Geburtsdatum (bitte im Feld Verwendungszweck eintragen)
BIC: BUNDATWW (nur bei Auslandsüberweisung)
Kommentare
Nur zur Klarstellung: der Jüdische Friedhof Währing liegt immer schon ZUR GÄNZE im 19. Wiener Gemeindebezirk. Da sollte sich die Döblinger Bezirksverwaltung ein bissi engagieren…
Die Verwandten sollten sich abgrundtief schämen.
Die gibt es halt nicht mehr, genauso wie die Verwandten am St. Marxer Friedhof. Die beiden Friedhöfe wurden seit mehr als 140 Jahren nicht mehr neu genutzt.
Wenn man global die durchschnittliche Finanzkraft der Menschen mosaischen Glaubens in Relation zu der der den übrigen 99,7 Prozent der Weltbevölkerung setzt kann man von einer mindestens 100 mal so hohen ausgehen. Vielleicht sollten die Dagobert Ducks dieser Welt die Renovierung der Friedhöfe ihrer Glaubens- und Gesinnungsgenossen vermehrt selber zahlen ?
Im Osten waren das die „Antifaschisten“, die nach dem 2.ww mit Planierraupen jüdische Friedhöfe ausradierten. Die Juden schweigen zu diesem Teil der Geschichte.
Ihr schreibt der jüdische Friedhof ist ein Juwel das finde ich gut
Sie meinten vermutlich ein “jüdisches” Juwel.
Ja, eine Kostenzuschuss bzw. Übernahme zur Restaurierung und auch zur Erhaltung sollte eine logische Maßnahme darstellen,dass dies Kulturgüter und einen Teil unserer Geschichte darstelt, sollte außer Diskussion stehen. Viele fragen aber jetzt, ja warum kümmert sich die israelitische Kultusgemeinde nicht um die vielen ihrer Friedhöfe? Ganz einfach, weil dies ihre Möglichkeiten weit überschreitet.. wieso ? na, vor 1938 war die jüdische Gemeinde über 230000 Seelen groß und dementspechend groß mussten die Friedhöfe angelegt werden, dass diese Gemeinde, aus bekannten Gründen auf 6000 Menschen geschrumpft ist, diese großen Friedhöfe nicht mehr allein betreiben kann, kann man den Menschen wohl nicht vorwerfen. Dazu muss man wissen, dass die Totenruhe im jüdischen Glauben unantastbar ist und Gräber nicht umgebettet werden dürfen.
Die IKG hat 6000 Mitglieder. Es ist aber nur ein Teil der Juden in Österreich Mitglied der IKG.
Wie eh im Artikel zu lesen, wurde dieser Friedhof schon seit 1879 nicht mehr neu belegt. Es ist also irgendwie das Pendant zum St. Marxer Friedhof, der auch ziemlich verfallen ist.
Es ist ohne Bedeutung, ob es 6000 offiziell organisierte Juden gibt, oder noch weitere 8000 nicht praktizierende. Fakt ist, dass, anders als vor 1938, es insgesamt um rund 200000, die die Kosten übernehmen könnten, weniger gibt. Worin liegt jetzt das Problem für gerade diese historischen Denkmäler ? Verfallen und Verwilderungen zuzulassen, sollte vermieden werden, na dann lassen wir sie halt auf, werden doch nicht verwendet ? Dies kann, soll, ich habe darauf hingewiesen, aus Respekt vor dem Glauben dieser Menschen, wo eine Totenruhe ewig Bestand hat und die Toten nicht ausgegraben werden dürfen, respektiert werden, schließlich sind dies Menschen genau so Österreicher, denen wir viel zu verdanken haben, erkundigen Sie sich einmal wie groß der Anteil der jüdischen, österreichischen Nobelpreisträger, in Literatur, Medizin, Technik, Musik etc. und vielen anderen Sparten war, Sie werden staunen ! Die Restaurierung von einem Friedhof scheint mir nicht zuviel und finanzierbar zu sein. Dass es eine Kulturschande ist, “unsere” Friedhöfe verfallen zu lassen, sodas wir nicht einmal das Grab Mozarts eruieren können, ja, da gebe ich ihnen vollkommen recht.
Der Friedhof wurde aber schon mehr als 60 Jahre vor 1938 nicht mehr neu belegt. Die große Zuwanderung von Juden in Wien war danach erst. Der Friedhof wird also schon 1938 ziemlich verlottert gewesen sein.
Da es den Nobelpreis erst seit 1901 gibt, wird dort kein einziger Nobelpreisträger liegen. Ja, viele Wiener haben was erfunden und geschaffen und freilich auch Juden.
Der Friedhof gehört der IKG und daher deren Mitgliedern. Und das sind eben ca. 6000. Es gibt orthodoxe Juden, die nicht Mitglieder der IKG sind. Ich kenne selbst welche. Das sind also keine Ungläubigen, die da nicht dabei sind.
Die Stadt Wien sollte sich lieber um die Renovierung dieses geschichtsträchtigen Friedhofes kümmern, als ihr Geld sinnloserweise kulturfremden Raskacheln in den Rachen zu stecken.
Der Friedhof gehört aber der IKG und die haben schon mehrmals Geld bekommen dafür, so viel ich weiß. Es war in den letzten Jahrzehnten immer wieder die Rede davon. Mich wundert es, dass es dort immer noch so ausschaut. Im Gegensatz zum St. Marxer Friedhof ist dieser – da Privatgrund – auch nicht frei zugänglich.
Ich bin in der Nähe aufgewachsen. Der Friedhof war öffentlich damals nie zugänglich, ich war zumindest nie drinnen, obwohl er mich interessiert hatte. Es wurden (mit viel Steuergeldern) mehrere Renovierungsprojekte gestartet, die aber offensichtlich wenig Wirkung zeigten.
Beteiligt sich die Kultusgemeinde an der Restaurierung finanziell? Das wäre ja der naheliegendste Geldgeber, oder?