Das Grusel-Drama “Titane” der Französin Julia Ducournau hat die Goldene Palme des Filmfestivals in Cannes gewonnen. Diese Auszeichnung gab Jury-Präsident Spike Lee am Samstagabend versehentlich gleich zu Beginn der Abschlusszeremonie bekannt. Es war erst das zweite Mal in der Geschichte des Festivals, dass der Film einer Regisseurin mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde – nach “Das Piano” der Neuseeländerin Jane Campion im Jahr 1993.

“Titane” war der gewalttätigste und wildeste Film des Wettbewerbs – und wurde von Kritikern alles andere als hochgelobt. Er erzählt die Fantasy-Geschichte einer jungen Frau, die sich nicht an Normen halten will, Sex mit Autos hat, hemmungslos tötet und vorgibt, männlich zu sein, obwohl sie von einem alten Cadillac schwanger ist.

Hoppala bei Verkündung

Ducournau dankte der Jury dafür, dass sie “zu mehr Vielfalt in unseren Erfahrungen im Film und in unseren Leben aufruft”. Die 37-Jährige fügte hinzu: “Der Abend war perfekt, weil er unperfekt war”. Sie fügte an die Jury gerichtet hinzu, “Danke, dass ihr die Monster reingelassen habt”.

Gleich zu Beginn der Zeremonie hatte Spike Lee für einige Überraschung gesorgt, als er bereits die Preisträgerin der Goldenen Palme verkündete – statt den ersten Preis des Abends für den besten männlichen Schauspieler vorzustellen. Er entschuldigte sich: Er sei “derjenige, der das Tor verfehlt” habe.

Der Preis für den besten männlichen Darsteller ging an den 31-jährigen US-Schauspieler Caleb Landry Jones für seine erschütternde Darstellung eines jungen Mannes mit Borderlinesyndrom in “Nitram”, der ein grausiges Verbrechen verübt. Der Film dreht sich um das schlimmste Massaker in der Geschichte Australiens. Dass Regisseur Justin Kurzel das Schusswaffenmassaker in Port Arthur von 1966 mit 35 Toten zu einem Film verarbeitete, hatte in Australien für scharfe Kritik gesorgt.

Als beste weibliche Darstellerin wurde die 33-jährige Norwegerin Renate Reinsve für ihre Rolle in “The Worst Person in the World” des norwegischen Regisseurs Joachim Trier ausgezeichnet. In dem Film verkörpert die bis dato weitgehend unbekannte Schauspielerin eine junge Frau, die auf der Suche nach ihrer Identität durch ihr Leben und ihre Liebschaften schwankt.