Kamran (er möchte nicht mit seinem tatsächlichen Namen öffentlich genannt werden) hat gerade das Praktikum für Pfleger in einem niederösterreichischen Spital abgeschlossen. Dort will man ihn unbedingt behalten. Das Krankenhaus benötigt ausgebildete Pflegekräfte. Kamran hat einen Antrag auf Bleiberecht gestellt. Die Pflegedirektion hat dem Arbeitsmarktservice und dem Innenministerium geschrieben, dass sie den 23-jährigen Pflegeassistenten aus Pakistan dringend brauchen. “Bis vor kurzem dachte ich, dass ich in Österreich bleiben kann”, berichtet er – doch es kam anders. Vor zwei Wochen erhielt er einen negativen Asylbescheid. “Ich soll nach Pakistan zurückgehen. Ich habe dagegen berufen.” Der Job im Spital, für den er ausgebildet wird, ist gleichzeitig noch immer frei. “Sie finden einfach niemanden.”

Es ist unverständlich: Jene vier Afghanen, die mutmaßlich die 13-jährige Leonie getötet und teils schon vorher mit Drogen gedealt haben, konnten jahrelang in Österreich bleiben. Einer erhielt sogar eine Wohnung in einem Wiener Gemeindebau. Doch Kamran, der viel Zeit und Aufwand in seine Ausbildung gesteckt hat und in den heimischen Spitälern als Pflegekraft dringend gebraucht wird, soll heimreisen. Da läuft einiges falsch, finden immer mehr Menschen.

Lesen und schreiben während des Asylverfahrens gelernt

Im Jahr 2015, im Alter von 16 Jahren, kam Kamran nach Österreich und stellte einen Asylantrag. “Während mein Asylverfahren lief, habe ich lesen und schreiben gelernt, den Pflichtschulabschluss nachgeholt und die Pflegeausbildung gemacht”, erzählt er dem “Falter”. “Mein Traum ist, den Notfallsanitäter zu machen und berufsbegleitend die Matura.”

Im August hat er seine Ausbildung zum Pflegeassistenten bereits mit sehr gutem Erfolg abgeschlossen. 682 Praktikumsstunden hat er im Zuge seiner Ausbildung in Pflegeheimen und Spitälern verbracht. “Das war schon scher, weil im Spital so wenig personal war, dass wir Schüler mitarbeiten mussten wie ausgebildete Pfleger”, erzählt Kamran. “Ich musste Patienten, die sich nicht bewegen konnten, ganz allein waschen und mobilisieren, ihnen Insulin spritzen und schauen, dass sie auf die Beine kommen. Es war eine stressige Arbeit. “Die Körperpflege ist zeitlich so getaktet, als würden wir Maschinen pflegen. Aber das sind doch menschen! Ich konnte mich erst zu den Patienten setzen und plaudern, wenn ich die andere Arbeit erledigt hatte.”

Kamrans Zukunft in Österreich ist höchst ungewiss. Gegen den negativen Asylbescheid hat er jetzt einmal berufen. Im Spital hofft man noch immer auf ihn.