Bei der Europäischen Union schrillen die Alarmglocken. Zum ersten Mal wurde das wahre Ausmaß des Handels mit Reisepässen in der Karibik bekannt. Vor allem die Länder Dominica und St. Kitts und Nevis haben massiv mehr Pässe an Ausländer ausgestellt als zuvor bekannt war.

Allein Dominica hat 34.500 Pässe ausgestellt

Ab 100.000 Dollar (94.500 Euro) konnten Personen aus dem Iran, Russland oder China in den Genuss eines Passes gelangen, der ihnen gleichzeitig einen visumsfreien Zugang zum EU-Schengenraum ermöglichte. Fünf Karibik-Staaten haben in Summe Staatsbürgerschaften an 88.000 Personen (!) verkauft. Das hat die EU-Kommission nun in einem neuen Bericht enthüllt.

Allein die Insel Dominica mit ihren knapp mehr als 70.000 Einwohnern hat 34.500 Pässe ausgestellt, mehr als viermal so viel, wie die dominikanische Regierung zuvor bekannt gegeben hat. Im Falle von St. Kitts und Nevis waren es 36.700 Pässe – doppelt so viele, wie zuvor angenommen wurde. Auch Antigua und Barbuda, Grenada und St. Lucia haben Pässe gegen hohe Geldsummen ausgestellt.

Bestimmungen sollen verschärft werden

Die EU überlegt bereits, die Visabefreiung für die Karibik-Staaten auszusetzen. Sie befürchtet „Infiltration von organisierter Kriminalität, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Korruption“ aufgrund dieser Pässe. EU-Kommissarin für Inneres, Ylva Johansson, warnt: „Manchmal ist es ihnen erlaubt, ihren Namen und ihre Identität nach Erhalt der neuen Staatsbürgerschaft mehrmals zu ändern, und das ist natürlich auch ein Sicherheitsrisiko für die EU, das wir berücksichtigen müssen.

Nun will die EU die Bestimmungen verschärfen. Sobald Staaten Pässe an Käufer verkaufen, die keinen „echten Bezug“ zu dem Land haben, gibt es keinen visumsfreien Zugang zum EU-Schengen-Raum. Beispielsweise können Käufer Besitzer einer Dominica-Staatsbürgerschaft werden, ohne in dem Land ein Haus zu besitzen oder es auch nur zu besuchen.