Es ist noch nicht alles perfekt im österreichischen Schiedsrichter-Wesen. Dessen ist sich auch Viktor Kassai bewusst. Der Schiedsrichter-Chef stellte in der TV-Sendung “Talk und Tore” bei Sky klar: “Wir sind noch am Anfang, weit von der Perfektion entfernt. Der VAR und die Schiedsrichter müssen sich steigern, ganz klar”.

Für heftigen Gesprächsstoff sorgte etwa am Sonntag ein Handspiel im Strafraum im Duell von Blau-Weiß Linz mit Sturm Graz (1:1), nachdem es keinen Elfmeterpfiff gegeben hatte. “Für mich ist es schon ein Elfmeter in der Situation, weil sich die Ballrichtung verändert. In dem Fall muss man für mich Elfmeter geben. Ich weiß nicht, wie man das besser machen kann, aber für mich ist die Regelauslegung ein Problem”, sagte Sturm-Sportdirektor Andreas Schicker und schloss sich damit der Kritik von Trainer Christian Ilzer an.

Viktor Kassai weiß, dass es Verbesserungspotential gibtAPA/EVA MANHART

Das sieht Kassai jedoch völlig anders. “Der Schiedsrichter und der VAR müssen immer erklären, ist es eine natürliche Handbewegung oder nicht. Hier ist unsere Meinung aber die des VAR – es war keine Bewegung zum Ball, sondern eine natürliche Position”, schilderte der ÖFB-Schiri-Boss seine Sicht. Kein Verständnis hatte er für die Kritik von Ilzer wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung von Ronivaldo vor dem BW-Führungstreffer von Simon Seidl.

“Optisch sieht es so aus, als ob Ronivaldo im Abseits wäre. Wir benutzen in der Bundesliga das Hawkeye-System, das ist das beste der Welt zurzeit. Das System kalkuliert automatisch und hat gesagt, dass es keine Abseitsstellung ist. Man muss dem Hawkeye-System vertrauen. Wenn wir beginnen, darüber zu diskutieren, ob die Linien parallel sind oder nicht, können wir den Laden schließen”, sagte Kassai. Den VAR bezeichnete er allgemein als “ganz junges” Projekt. “Seit sechs, sieben Jahren gibt es dieser Projekt, der Fußball ist aber schon mehr als 150 Jahre alt. Man muss ein bisschen tolerant sein, aber es gibt auch ein Ende der Geduld.”

Harald Lechner wird nur noch national pfeifen

Außerdem verriet Viktor Kassai, dass mit Harald Lechner Österreichs Schiri-Aushängeschild in Zukunft nur noch national pfeifen wird.

“Harald hat uns leider darüber informiert, dass er seine internationale Karriere beenden wird. Es ist schwierig für ihn, weil er einen prestigeträchtigen Beruf hat. Für internationale Spiele muss du drei Tage weg von der Arbeit und der Familie sein. Wenn jemand mehr als 40 Jahre alt ist, ist es manchmal zu viel”, erläuterte Kassai. Lechner bezeichnete er als “Legende in Österreich”. Der Schiedsrichter (41) werde auch weiter in der Bundesliga Spiele leiten. “Die internationalen Strapazen kann er aber nicht mehr mitmachen.”