Das anhängige Verfahren am Wiener Handelsgericht mit dem Aktenzeichen 31 Cg 93/22v hat es in sich: Dort klagt ein deutsches Unternehmen auf die Rückabwicklung eines Millionendeals mit dem Wiener Corona-Test-Primus “Alles gurgelt”. Die vorgebrachten Gründe – sollten sie denn zutreffen – bergen Sprengstoff. “CoviMedical” aus Duisburg in Nordrhein-Westfalen will die bestellten eine Million Test-Kits aus Österreich nicht mehr, weil sie ihrer Meinung nach unzureichend seien. Was die Wiener “Lead Horizon” als “an den Haaren herbeigezogen” zurückweist.

Das Verfahren kommt für das heimische Unternehmen zur Unzeit. Die Manager sind öffentlich bereits schwer unter Beschuss geraten, seitdem durch interne Gesellschafter-Differenzen bekannt wurde, wie sich die Eigentümer mit den Corona-Tests eine goldene Nase verdienten und wie die Maden im Speck lebten. Mit 50 Mitarbeitern setzen sie allein im Corona-Jahr 2021 über 100 Millionen Euro um, von denen 20 Millionen als Gewinn ausgewiesen wurden. Mit einem beträchtlichen Teil der Differenz soll man es sich so richtig gutgehen haben lassen.

Luxus-Fuhrpark um 482.000 Euro angeschafft

Da ließ sich der Chef den Umbau seines Büros schon mal schnell 250.000 Euro kosten. Der Fuhrpark der Führungsriege ist legendär, Geld spielte offenbar keine Rolle. Vom Porsche Taycon 45 über einen Mercedes GLS bis zu einem Audi E-Tron war alles dabei. Anschaffungspreis 482.000 Euro – der eXXpress berichtete.

Und jetzt könnte es noch mal richtig teuer werden für “Lead Horizon”. Wie der ORF berichtet, wollen die deutschen Geschäftspartner nicht nur 200.000 bereits gelieferte Test-Kits aus Wien nicht bezahlen, sie verweigern auch die Annahme von weiteren vereinbarten 800.000 Corona-Tests. Ein Millionendeal, der vor dem Handelsgericht endgültig zu scheitern droht.

CoviMedical behauptet, die Wiener Tests seien quasi unbrauchbar, weil sie eine Grundvorraussetzung nicht erfüllten. Die vorgeschriebene sichere Identifizierung der Testpersonen sei nicht gewährleistet. Damit seien die Tests aus Österreich für den Grünen Pass innerhalb der EU nicht brauchbar.

Laut Anwälten des Duisburger Unternehmens soll bei Überprüfungen sogar eine Katze als Corona-Testperson durchgegangen worden sein.

Wiener: "Vorwürfe der Deutschen an Haaren herbeigezogen"

Der Mehrheitsgesellschafter des Wiener Gurgel-Testers, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, weist alle Anschuldigungen zurück. Er verweist auf eine andere Rechtslage in Deutschland. Selbsttests von zu Hause aus, so wie in Wien, eigneten sich in Deutschland nicht als Testnachweis. Dorthin habe man Testkits mit einer weiterentwickelten App verkauft. Die in Wien 46,8 Millionen Mal angewandten Gurgeltests seien absolut sicher. Die Vorwürfe der Deutschen “sind an den Haaren herbeigezogen”.