Völlig neue Töne aus dem Vatikan, der noch vor kurzem die Segnung homosexueller Paare kategorisch abgelehnt hatte. Unmittelbar vor Beginn der Weltsynode am Mittwoch in Rom, läuteten Franziskus offenbar eine Kehrtwende ein. Völlig überraschend zeigte er sich offen für eine entsprechende Liberalisierung.

Schon heute segnen vereinzelt katholische Priester homosexuelle Paare und verstoßen damit gegen die Doktrin aus Rom. Noch im vergangenen Jahr verurteilte auch der Papst das Vorgehen und pfiff vor allem deutsche Seelsorger zurück.

Fünf Kardinäle hatten Franziskus kurz vor der Weltsynode in Rom in einem kritischen Brief zur Klärung zentraler Fragen der katholischen Lehre aufgefordert. Die als konservativ geltenden Kirchenmänner stellten dem Oberhaupt der katholischen Kirche in einem “Dubia-Schreiben” fünf kritische Fragen zu kontrovers diskutierten Themen.

Papst: Gleichgeschlechtliche Ehen werden aber nicht anerkannt

Die so genannten “Dubia-Schreiben” beantwortet der Papst in der Regel einsilbig mit Ja oder Nein. Bei der Frage nach einer möglichen Segnung für gleichgeschlechtliche Paare aber holte der Pontifex aus: “Wir können keine Richter sein, die nur leugnen, ablehnen und ausschließen”, sagte er. Allerdings fügte Franziskus hinzu, dass die Kirche gleichgeschlechtliche Beziehungen immer noch als “objektiv sündig” betrachte und gleichgeschlechtliche Ehen nicht anerkennen würde.

Seelsorgerische Umsicht müsse erkennen, “ob es Formen des Segens gibt, die von einer oder mehreren Personen beantragt werden und die kein falsches Konzept der Ehe vermitteln”, betonte der Papst. Dies könnte als Angebot verstanden werden, Bitten um Segnungen von Fall zu Fall zu prüfen. “Entscheidungen, die unter bestimmten Umständen Teil der pastoralen Klugheit sein könnten, nicht unbedingt zur Norm werden sollten”. Das kanonische Recht sollte und könne nicht alles abdecken.