Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte auf die Sendung von US-Panzern an Kiew gepocht. Das war für ihn die Bedingung, um selbst die Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern freizugeben. Damit hatte er zuletzt Erfolg: Die USA haben der Ukraine 31 M1-Abrams-Panzer versprochen. Doch nun stellt sich heraus: Auf diese 31 Panzer wird die Ukraine monatelang warten müssen. Das Pentagon hat nämlich nicht genügend M1 in seinem eigenen Bestand, um sie jetzt zu versenden. Das bestätigte die Sprecherin Sabrina Singh am Donnerstag.

Für eine russische Offensive im Frühjahr kommen die Panzer viel zu spät

Zuvor hatte das Weiße Haus noch erklärt, die Ukrainer bräuchten jetzt diese fortschrittlicheren Militär-Fahrzeuge, um sich auf eine neue russische Offensive vorzubereiten, die für dieses Frühjahr erwartet wird. Nun dürften die US-Panzer erst dann nach Osteuropa rollen, wenn der prognostizierte Vorstoß der Russen schon längst stattgefunden hat.

Marine-Infanteristen rollen mit ihrem M1A1 Abrams-Kampfpanzer während eines Trainingstages einen Feldweg hinunter.Getty

„Wir haben diese Panzer einfach nicht im Übermaß in unseren US-Lagern, weshalb es Monate dauern wird, diese M1-Abrams in die Ukraine zu überführen“, sagte Singh. Dabei bezog sie sich auf die spezielle neuere Version des Panzers, den die USA schicken werden.

Washington sucht noch nach Rüstungsunternehmen zur Herstellung

Normalerweise benötigt das Pentagon etwa vier Tage, um Waffen aus US-Lagerbeständen vorzubereiten und an die Ukraine zu liefern. Anders verhält es sich bei Waffen, die im Rahmen der US-Sicherheitsunterstützungsinitiative für die Ukraine (USAI) mit vom Kongress bewilligten Mitteln neu angeschafft werden müssen. Hier kann die Lieferung Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern. Die Regierung muss dafür nämlich erst ein Rüstungsunternehmen ausfindig machen, das die Waffen herstellt.

Schon am Mittwoch hatten Beamte des Weißen Hauses gewarnt: Es könnte bis zu einem Jahr dauern, bis Kiew die von Präsident Biden öffentlich zugesagten Panzer erhält. Mit dem USAI wollen die Vereinigten Staaten vor allem „ein langfristiges Engagement zeige“, erklärte nun Singh. „Es geht nicht um eine Verzögerung; wir haben diese Abrams einfach nicht in unseren Beständen, um sie den Ukrainern zu diesem Zeitpunkt zu geben.“

Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh räumt ein: Es geht nicht so schnell.Kevin Dietsch/Getty Images

Ursprünglich wehrte sich das Pentagon gegen die Lieferung der M1

Zuvor hatte sich das Pentagon gegen die Zusendung der M1 an Kiew gewehrt. Es soll die aggressivste Waffe sein, die Washington Kiew seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine vor elf Monaten zugesagt hat. Noch am 19. Jänner hatte Singh erklärt: „Es macht einfach keinen Sinn, den Ukrainern [M1] zu diesem Zeitpunkt zu liefern“. Die Sprecherin wies damals auf logistischen Probleme hin. Das Gasturbinentriebwerk des Panzers würde Kerosin benötigen, im Gegensatz zu den Dieselmotoren von Leopard und Challenger.