Am Dienstag, “nach unzähligen Gesprächen mit den Soldaten”, hat Verteidigungsministerin Klaudia Tanner die Schaffung einer zukunftsfähigen Struktur für das Verteidigungsministerium angeordnet. “Die Truppe wurde in den vergangenen Jahren alle drei bis fünf Jahre neu strukturiert, wobei die Reformen nie zu Ende gebracht wurden. Das schadet. Die Wurzel des Problems, die Kopflastigkeit, wurde dabei nie ernsthaft angegriffen”, unterstreicht die Verteidigungsministerin. “Mit dieser Weiterentwicklung der Zentralstelle und der oberen militärischen Führung wird dies nun geändert. Es handelt sich somit erstmals um eine Reform für die Truppe und nicht der Truppe.”

Schnelle Führung statt träger Verwaltung

Vier Eckpfeiler nennt die Verteidigungsministerin: 1. Die Truppe bleibt unberührt, 2. Das Bundesheer muss seine Führungsgrundsätze wieder leben können, weshalb Doppelgleisigkeiten beseitigt werden müssen, 3. Es gilt immer der Grundsatz: “Weniger Verwaltung, mehr Truppe”, und 4. ist es das Ziel, “die Zentralstelle des Verteidigungsministeriums von einer trägen Verwaltungsorganisation zu einer schnellen, agilen Service- und Führungsorganisation weiterzuentwickeln”.

“Diese epochale Organisationsänderung initiiert eine signifikante Verschlankung der Verwaltung, stärkt die Truppe, ordnet Verantwortlichkeiten klar von der strategischen bis zur taktischen Ebene unter dem Grundsatz ‘Einheit der Führung’ und ermöglicht dadurch einen noch effektiveren sowie effizienteren Einsatz der Luftstreitkräfte’, sagt Brigadier Gerfried Promberger, Kommandant der Luftraumüberwachung.

Künftig sollen Verteidigungsministerium und Bundesheer wieder klar getrennt werden

Weiterentwicklung der Zentralstelle als "große Chance"

Aus fünf Sektionen werden drei Generaldirektionen. Die Kernkompetenz “Militärische Landesverteidigung” liegt in der Zentralstelle beim Chef des Generalstabes. Künftig wird der Generalstabschef neun Bereiche führen: Einsatz, Luftstreitkräfte, Ausbildung, Logistik Beschaffung, IKT und Cyber, Infrastruktur, Militärisches Gesundheitswesen und Fähigkeiten- und Grundsatzplanung. Durch den Generaldirektor für Verteidigungspolitik werden die Bereiche Recht, Verteidigungspolitik und internationale Beziehungen sowie die Kommunikation geführt.

Dazu kommentiert Generalmajor Hans Hamberger, der Leiter der Revision des Verteidigungsministeriums: “Die beabsichtigte Weiterentwicklung der Zentralstelle, ihre teilweise Verschmelzung mit der oberen militärischen Führung des Bundesheeres und die klare organisatorische Trennung militärischer von allgemein-staatlichen Aufgaben bedeutet, eine große Chance zur Verbesserung des Status quo zu nutzen.”

Offiziere loben einheitliche Führung

Walter Hirsch, Vorsitzender der GÖD-Bundesheergewerkschaft, findet lobende Worte und spricht von einer “beachtenswerten Organisationsänderung”: “So sollen etwa die Organisation des Ministeriums und des Bundesheeres wieder getrennt werden, das Ministerium soll wieder Ministerium, das Bundesheer wieder Bundesheer sein.” Es solle wieder klare Zuständigkeiten und klare Verantwortlichkeiten geben. “Dadurch sollen die Fachrichtungen Luftfahrt, IKT&Cyber und Sanitätsdienst gestärkt werden.”

Ebenso unterstreicht Brigadier Erich Cibulka, Präsident der Offiziersgesellschaft: “Einheit der Führung ist ein wichtiger Führungsgrundsatz. Die Beseitigung von Doppelgleisigkeiten in der obersten politischen und militärischen Ebene ist daher zu begrüßen. Im Fokus muss dabei die Steigerung der Einsatzfähigkeit und nicht die Kostenreduktion stehen. Wenn jedoch durch die Maßnahmen Ressourcen freigespielt werden können, dann sollen diese der Truppe zugutekommen.”

Auch Vizeleutnant Markus Auinger erklärt. “Als Präsident der Österreichischen Unteroffiziersgesellschaft und Berufsunteroffizier danke ich unserer Frau Bundesminister für ihr großes Engagement. Mit dieser umfassenden Reform wird die Truppe deutlich gestärkt und gleichzeitig wird die Verwaltung gestrafft.”

Sollte Österreich mehr als in der Vergangenheit für die Landesverteidigung ausgeben?