Zu Pollinis Repertoire gehörten die großen Klavierwerke der Klassik, aber auch viel zeitgenössische Musik. Den Durchbruch hatte der Architektensohn schon mit 18 Jahren geschafft, als er 1960 in Warschau den begehrten Chopin-Wettbewerb gewann. Der damalige Leiter der Jury, die Klavier-Legende Arthur Rubinstein, lobte: “Dieser Bub spielt besser Klavier als jeder von uns.” Weiteren Schliff holte er sich bei Arturo Benedetti Michelangeli, einem anderen Großmeister. Auf diesem Grundstein baute der Mailänder eine Weltkarriere auf.

Maurizio Pollini bei einem Konzert in Bologna am 2. Dezember 2009Roberto Serra - Iguana Press/Getty Images
1995 wurde Maurizio Pollini (l.) das Goldene Ehrenzeichen des Landes Salzburg von Landeshauptmann Hans Katschthaler (r.) überreicht.APA

Kritiker beschrieben seinen Stil als unsentimental und intensiv, perfekt und einzigartig, formklar und brillant. Klavierkonzerte, Sonaten und Balladen, von Frédéric Chopin, Franz Schubert und Ludwig van Beethoven, solo oder im Orchester – dies war die eine Seite Pollinis. Über die Jahrzehnte weitete er sein Programm aber auch aufs Zeitgenössische aus: Luigi Nono, Karlheinz Stockhausen oder Pierre Boulez.

Der italienische Komponist Luigi Nono (l., 1924 bis 1990) und Maurizio Pollini (M.) erhielten 1978 den Deutschen Schallplattenpreis von Carl Wilhelm Cuerten (r.).Binder/ullstein bild via Getty Images
Pollini (l.) mit dem Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez (r., 1925 bis 2016)Brill/ullstein bild via Getty Images

Pollini spielte auch in Sportzentren und Fabrikhallen. 1976 wurde er in einer Kritiker-Umfrage gar zum “besten Pianisten der Welt” gekürt. An der Scala, seiner Heimatbühne, trat er im Lauf der Jahrzehnte nicht weniger als 168 Mal auf. Das letzte Konzert gab er dort im Februar vergangenen Jahres. Wer ein Beethoven-Quartett zu schätzen wisse, der sei ja wohl auch in der Lage, zeitgenössischer Musik zu folgen – nach dieser Devise stellte Pollini viele seiner Konzertabende zusammen.

Der italienische Star-Dirigent Claudio Abbado (l., 1933 bis 2014) und der italienische Pianist Maurizio Pollini bei einer Probe in letzter Minute hinter der BühneBernard Bisson/Sygma via Getty Images
Maurizio Pollini konzertierte am 7. April 2019 in der Carnegie Hall. Sein Programm umfasste Brahms, Schumann and Chopin.Hiroyuki Ito/Getty Images

Auch wenn es dem einen oder anderen Kritiker mitunter an Ausdrucksstärke und Spannung mangelte, Pollini setzte immer wieder neue Akzente. Über die Jahrzehnte erhielt er auch zahlreiche Preise, darunter der Ernst-von-Siemens-Musikpreis und der Echo-Klassik für sein Lebenswerk.