Die Coronakrise hält die Welt seit mittlerweile fast zwei Jahren in Atem. Dabei rückte oft ein wichtiger Aspekt in den Hintergrund: Die Klimakrise. Diese war Thema beim traditionellen Nachhaltigkeitsfrühstück der Österreichischen Hagelversicherung. „Noch haben wir es in der Hand, das Ausmaß dieser existentiellen Krise für die Menschen einzudämmen und damit die Grundlagen unseres Lebens, unseres Wohlstands und unserer Freiheit zu bewahren. Voraussetzung ist aber, dass wir unsere ganze Kraft auf die Bewältigung dieser Jahrhundertaufgabe ausrichten,” meinte Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung in einer Aussendung.

Laut Weinberger könne man den Planeten umso besser schützen, je konsequenter jetzt gehandelt wird. “Je konkreter die Vorschläge sind, umso häufiger kommen Bedenken. Der Vorschlag schadet der Branche, der Wirtschaft, ja überhaupt dem Wohlstand. Dabei dürfen wir nicht vergessen: Schaffen wir es nicht, die herrschende Klimakatastrophe zu bewältigen, ist unser Wohlstand in Gefahr, weil die Kosten des Nichtstuns auf lange Sicht betrachtet deutlich höher sind als jene der Reduzierung der CO2-Emissionen. Es braucht also dringend einen gesellschafts- bzw. wirtschaftspolitischen Wandel und ein Umdenken jedes Einzelnen,” betont Dr. Weinberger.

Wohlstand soll auch an Naturkapital gemessen werden

Auch WIFO-Direktor Univ.-Prof. MMag. Gabriel Felbermayr, PhD war beim Nachhaltigkeitsfrühstück anwesend. Der Klimawandel, verbunden mit Wetterextremen und Klimaflüchtlingen, sowie die globale Knappheit von Energie- und Naturressourcen – Stichwort Bodenverbrauch – bei gleichzeitigem Wachstum der Weltbevölkerung sind die großen Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Vielfach wird die Klimadiskussion laut Felbermayr allerdings nur Schwarz oder Weiß gesehen. Daher brauche es ein neues, intelligenteres Wirtschaftsdenken, denn: “Was nützt es, wenn wir uns beispielsweise nur Gewinnmaximierung in unserem wirtschaftlichen Handeln zum Ziel setzen und dabei unser Naturkapital wie Boden, Luft oder Wasser für immer zerstören. Und die Gefahr besteht,” meint Felbermayr.

So soll der Wohlstand einer Volkswirtschaft nicht nur an der Kennzahl des Bruttoinlandsprodukts gemessen werden. Auch der Erhalt unseres Naturkapitals wie Boden, Luft oder Wasser soll beurteilt und damit aufrechterhalten werden. Laut Felbermayr soll das so schnell wie möglich passieren: “Wir müssen aber auf die Tube drücken und es muss uns gelingen, auch die großen Volkswirtschaften ins Boot zu holen bzw. gilt es, deren Beispiel zu folgen. China etwa hat im Juni des heurigen Jahres den weltweit größten CO2-Emissionshandel gestartet. Weitere strenge Umweltgesetze werden in nächster Zeit erwartet. In Europa ist es indes wichtig, dass nicht nur schmutzige Energie teurer wird, sondern auch saubere billiger.”

Ökologie und Ökonomie sind keine Gegensätze

Wenn es nach dem WIFO-Direktor geht, so führt in Zukunft kein Weg an Emissionshandel und einer CO2-Bepreisung vorbei. Für die Energiewende bliebe nicht mehr viel Zeit, denn: “Je länger wir zuwarten, umso schmerzhafter werden letztlich die Schritte sein, die man setzen muss, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Naturgemäß zieht das auch starke wirtschaftliche und gesellschaftliche Einschnitte nach sich. Daher muss es Ziel sein, den Temperaturanstieg auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen, den CO2-Gehalt zu stabilisieren und die Netto-Emissionen auf null zu senken,” gibt Felbermayer die Ziele vor. Dazu brauche es jedoch einen globalen Schulterschluss.

Dr. Weinberger betonte jedenfalls: “Die Probleme, vor denen wir stehen, sind drängend und existentiell. Wir müssen daher deutlich bewusstmachen: Ökonomie und Ökologie sind keine Gegensätze, sondern – vernünftig eingesetzt – ergänzen sie sich gegenseitig. Genau darauf setzen heute intelligente Volkswirtschaften und kluge Unternehmen. Bei allen Interessen, welche die Menschheit heute verfolgt, dürfen wir eines für unsere Zukunft und vor allem für die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder nicht vergessen: Die Erde ist uns nur geliehen. Wir haben die verantwortungsvolle Aufgabe, sie an unsere Kinder und Enkelkinder in einem ordentlichen Zustand weiterzugeben.”