Ein Gedicht über das Gerücht, Philippe von Orléans, der kurzfristig regierende Bruder des verstorbenen Sonnenkönigs, habe mit seiner Tochter ein Kind gezeugt, brachte Voltaire hinter Gitter. Zur Strafe wurde er in die Verbannung geschickt. Während der Haft schrieb er „Ödipus“. Darin verarbeitete er auch die Zweifel an seiner eigenen Herkunft.

Islamisten laufen gegen Stück Sturm

Er wurde zum Inbegriff des Kämpfers für die Meinungsfreiheit. Furchtlos kritisierte er den Fanatismus der Religionen. Mit Konsequenzen: In Paris wurde ihm ein katholisches Begräbnis verweigert. Doch heute wird er beinahe noch mehr verfolgt, als einst von den Katholiken. Moslems stemmen sich seit nunmehr dreißig Jahren gegen die Aufführung seines Stücks „Mahomet der Prophet“. Eine von den Ideen der Aufklärung geprägte, poetische Stellungnahme gegen religiösen Fanatismus und gegen Heuchelei und Willkür der Mächtigen. In der arabischen Welt ist Voltaire dafür ein Feindbild, fasst die “FAZ” in einem Artikel zusammen.

Die Geschichte wiederholt sich

Und so soll Voltaire “gecancelt” werden. Auch die üblichen Verdächtigen machen mit. Bei einer “Black Lives Matter”-Demonstration in Frankreich, kam es zu einem Fabranschlag auf eine Statue. Die Säuberungsarbeiten dauern mittlerweile zwei Jahre an. Und hier wiederholt sich das Schicksal des Satirikers: Einst gesäubert, wird die Statue im Innenhof der medizinischen Fakultät aufgestellt. Verschließbar hinter einem Eisentor – um sie vor religiösen Extremisten zu schützen.