Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) traf am Dienstag bei seinem USA-Besuch Arbeitsminister Marty Walsh, vor allem mit Blick auf interessante Aspekte der Arbeitsvermittlung. “Der Arbeitsmarkt in den USA ist ein sehr dynamischer”, erklärte Kocher. Da eine gut funktionierende Vermittlung Langzeitarbeitslosigkeit erst gar nicht entstehen lasse, sei es interessant mehr über die zentralen Mechanismen und Förderprogramme der dortigen Arbeitsmarktpolitik zu erfahren.

Kocher im Gespräch mit IWF Chief Economist Gita GopinathAPA/BUNDESKANZLERAMT/DRAGAN TATIC

Nur jeder fünfte Arbeitslose ist in den USA länger als ein halbes Jahr ohne Job

Monatlich werden in den USA derzeit rund 200.000 neue Jobs geschaffen. Der durchschnittliche Arbeitslose war vor der Krise in den USA etwa zwei Monate kürzer arbeitslos als in Österreich. (2019, USA: 22 Wochen, Österreich: 30 Wochen) Während in den USA nur rund 20 Prozent der Arbeitslosen länger als sechs Monate arbeitslos sind, beträgt dieser Anteil Österreich laut Eurostat über 40 Prozent (2019).

Arbeitsminister Martin Kocher bei IWF Europadirektor Alfred Kammer (l.)APA/BUNDESKANZLERAMT/DRAGAN TATIC

Kocher unterstreicht: “Es geht darum, gut funktionierende Aspekte zu identifizieren, aber natürlich nicht, das US-amerikanische Arbeitsmarktsystem zu kopieren.” Die Arbeitslosenversicherung ist in den USA überwiegend Bundesstaatenkompetenz und von Bundesstaat zu Bundesstaat sehr unterschiedlich ausgestaltet. Allerdings haben Arbeitslose in den USA im Jahr 2021 im Durchschnitt ein höheres Arbeitslosengeld erhalten als in Österreich. Die wöchentlichen Leistungen lagen im landesweiten Durchschnitt bei zirka 320 Dollar, was 275 Euro entspricht. Zum Vergleich: In Österreich liegen die Arbeitslosenleistungen bei durchschnittlich 223 Euro wöchentlich (Juni 2021).

Österreichs Programm "Sprungbrett" könnte als internationales "best-practice" Beispiel dienen

Mit dem großen Um- und Weiterqualifizierungsprogramm “Corona Joboffensive” und weiteren arbeitspolitischen Maßnahmen setzt Österreich die aktuelle Empfehlung des IWF, große Investitionen in Qualifizierung sowie allgemeine Unterstützungsmaßnahmen beim Arbeitsplatzwechsel zu tätigen, bereits um. Das Programm “Sprungbrett” zur Integration von Langzeitarbeitslosen könne dabei als internationales “best-practice” Beispiel dienen.

Arbeitsminister Martin Kocher mit Marty WalshAPA/BUNDESKANZLERAMT/DRAGAN TATIC

Kocher traf darüber hinaus die Chef-Ökonomin Gita Gopinath und den Europadirektor Alfred Kammer des Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie den Managing Director of Operations der Weltbank, Axel van Trotsenburg. Ebenso besuchte er den Bundesstaat Maryland, wo Gespräche mit dem Vize-Gouverneur Boyd Rutherford und der lokalen Arbeitsministerin Tiffany Robinson am Programm standen. Dabei hat sich Kocher über die Jobvermittlung in Maryland informiert.

Bereits in den vergangenen Wochen stattete Kocher Schweden und Litauen einen Besuch ab, um sich über die dortige Arbeitslosenversicherung zu informieren. (APA/Red)