Die Diskussionen um eine Teilnahme russischer und weißrussischer Athleten bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris sind eröffnet. Vor wenigen Tagen ließ das Internationale Olympische Komitee mit einer brisanten Aussage aufhorchen. Trotz des Krieges in der Ukraine dürfen sich russische und weißrussische Sportler Hoffnungen machen. Das IOC will einen Weg für die Beteiligung der Sportler beider Länder “unter strengen Bedingungen” prüfen (der eXXpress berichtete). Die Sportler könnten dann zumindest unter neutraler Flagge antreten.

Auch der Generalsekretär Peter Mennel sprach sich für eine Teilnahme Russlands aus. Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hält von diesem Vorstoß allerdings wenig. Kogler ist strikt gegen eine Teilnahme Russlands an den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris. “Es ist für ukrainische Athleten schlichtweg unzumutbar, im Kampf um Medaillen gegen russische und belarussische Sportler:innen anzutreten”, antwortete Vizekanzler Kogler auf eine diesbezügliche Anfrage der Tageszeitung “Der Standard” (Online-Ausgabe).

Kritik an Boykott der Ukraine ist zurückzuweisen

Aus der Ukraine gab es daraufhin heftige Proteste und Boykottandrohungen, der sich auch andere Länder anschlossen. Dass das Österreichische Olympia-Komitee (ÖOC) der IOC-Linie folgt, kann Kogler jedenfalls nicht nachvollziehen. “Bei allem Verständnis für die Situation des einen oder anderen russischen oder weißrussischen Athleten – mein Mitgefühl gilt in allererster Linie den Familien jener ukrainischen Sportler:innen, es sollen bis dato rund 220 sein, die auf dem Schlachtfeld oder durch russische Angriffe auf die zivile Infrastruktur ihr Leben lassen mussten”, so der Grünen-Politiker.

Auch die Verurteilung der Boykottandrohung der Ukraine durch das IOC widerstrebt Kogler. “Die Kritik des IOC an den Boykottüberlegungen der Ukraine ist zurückzuweisen”, sagte Kogler und verwies darauf, dass ein großer Teil der russischen und belarussischen Aktiven Armeeangehörige seien. “In Tokio wurden 45 von 71 Medaillen von Armeeangehörigen gewonnen. Bei den Winterspielen in Peking hat ein Drittel der Teilnehmer des Teams des Russischen Olympischen Comités in der Armee gedient.”

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyj hat IOC-Präsident Thomas Bach bereits scharf kritisiert. Ich lade Herrn Bach (IOC-Präsident, Anmerkung) nach Bachmut ein, dort kann er mit eigenen Augen sehen, dass Neutralität nicht existiert,” meinte der ukrainische Präsident. “Es ist offensichtlich, dass jedes neutrale Banner russischer Athleten mit Blut befleckt ist,” sagte Selenskyj. Zudem drohte der ukrainische Sportminister bei einer Teilnahme von Russland und Weißrussland mit einem Boykott. Auch der ehemalige Boxer Wladimir Klitschko meldete sich zu Wort und warnte Bach davor, sich “nicht Komplizen zu machen.” Der mächtigste Mann im IOC solle diese Verbrechen nicht mit dem “olympischen Abzeichen” versehen, meinte Klitschko in einer Videobotschaft.