Am heutigen Montag beginnt am Landesgericht für Strafsachen ein Großverfahren, mit dem ein Bestechungs- und Korruptionsskandal bei Wiener Wohnen aufgearbeitet wird. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft einem 58-jährigen Geschäftsmann vor, zumindest seit April 2011 bis 2013 45 ehemalige Mitarbeiter von Wiener Wohnen “geschmiert” zu haben. Sieben Beschäftigte des Geschäftsmanns sind als Bestimmungs- oder Beitragstäter mitangeklagt.

Gutscheine gegen zugedrückte Augen

Der Beschuldigte leitete im inkriminierten Zeitraum eine Glaserei und Malerei, einen Steinmetzbetrieb sowie mehrere Baufirmen und erledigte für Wiener Wohnen in Gemeindebauanlagen anfallende Reparaturarbeiten. Der 44 Seiten umfassenden Anklageschrift der WKStA zufolge wurden darüber hinaus regelmäßig Aufträge verrechnet, “die nicht oder zumindest nicht im verrechneten Umfang ausgeführt wurden bzw. werden sollten”. Das funktionierte laut Anklage wie geschmiert, weil so genannte Werkmeister und Referenten bei Wiener Wohnen eingeweiht waren und für ihr Augen-Zudrücken mit Tank- und Einkaufsgutscheinen, in selteneren Fällen auch mit anderen Sachwerten sowie Bargeld, bestochen worden sein sollen. Inkriminierte Gesamtschadenssumme: 170.000 Euro. Vorerst sind bis in die erste Dezember-Woche sieben Verhandlungstage anberaumt.

Werkmeister bekennen sich nicht schuldig

Dass der Prozess mit langjähriger Verspätung startet, steht im Fukus der Kritik der Verteidiger: „Wieder ein klassisches Beispiel für ein überlanges Verfahren der WKStA“, einer der Rechtsanwälte, Manfred Ainedter, in der Krone zitiert. Der angeklagte Tatzeitraum von April 2011 bis Jänner 2013 liegt immerhin tatsächlich über zehn Jahre zurück. Alle 35 angeklagten Werkmeister werden sich nicht schuldig verantworten.