Die beiden syrischen Asylberechtigten (er 52, sie 41) waren am Montagabend in Streit geraten. Es ging offenbar darum, dass die Frau über Social Media Kontakt zu einem anderen Mann hatte, was ihrem Partner missfiel. Die beiden verließen im Zuge des Streits ihre Wohnung, die gemeinsamen elfjährigen Zwillinge blieben zu Hause zurück. Auf der Straße soll der Mann dann die Frau mit einem Stanley-Messer, das er laut seinen Angaben zufällig dabei hatte, attackiert haben. Bereits der zweite Stich verursachte massive Verletzungen am Hals, schilderte Staatsanwaltssprecherin Ulrike Breiteneder, danach wurden der Frau noch Schnittverletzungen zugefügt.

"Kette an glücklichen Umständen"

Es sei “eine Kette an glücklichen Umständen” gewesen, die die Frau vor dem Tod bewahrt habe, schilderte Landespolizeidirektor Andreas Pilsl am Mittwoch in einem Hintergrundgespräch mit Breiteneder. Ihre Behörde geht in dem Fall von Mordversuch aus – dem Mann drohen somit im Fall einer Verurteilung zehn bis 20 Jahre oder gar lebenslang Gefängnis – und hat U-Haft beantragt.

Frau hätte ohne Einschreiten nicht überlebt

Die Ermittler gehen davon aus, dass die Frau nicht überlebt hätte, wenn nicht Passanten beherzt eingeschritten wären, die alle zufällig am Tatort vorbeikamen: Am couragiertesten handelte eine Krankenschwester, die dem Täter mit den Beinen in den Rücken sprang und die Attacke so beendete. Auch ein Pfarrer versuchte, den Mann von der Frau fernzuhalten. Der Geistliche wurde daraufhin selbst mit dem Messer bedroht. Ein Arzt, der mit dem Auto unterwegs war, leistete sofort Erste Hilfe und schließlich kam auch noch ein Rettungswagen vorbei, dessen Besatzung die Frau gleich versorgte und ins Spital brachte. Die anfängliche Lebensgefahr wurde dort mit einer Notoperation gebannt.

Der Mann wurde schlussendlich von der Polizei festgenommen

Der Syrer wurde an Ort und Stelle festgenommen. Er behauptet, sich an den Streit und an seine Festnahme erinnern zu können, an die Tat selbst aber nicht. Laut Staatsanwaltschaft leugnet er sie aber auch nicht. Gegen ihn wird wegen Mordversuchs ermittelt sowie wegen gefährlicher Drohung gegenüber dem Geistlichen.

Passanten sollen Medaille für Courage bekommen

Das Opfer (41) wurde im Spital ebenfalls bereits vernommen. Es sprach von einem Angriff aus heiterem Himmel. Ihr Mann – die beiden sind nach islamischem Recht verheiratet – habe ihr das Handy abnehmen wollen, um zu sehen, mit wem sie Kontakt hatte. Der mutmaßliche Täter war bisher nicht amtsbekannt, auch Vorfälle im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt waren bisher bei der Familie nicht bekannt, hieß es in dem Hintergrundgespräch. Die Kinder sind derzeit privat untergebracht. Die mutigen Passanten will Andreas Pilsl für eine “Medaille am roten Band” vorschlagen.