Die Odyssee begann für Jill und Jay Campbell aus South Carolina und sechs weitere Passagiere der “Norwegian Dawn” am 27. März. Sie hatten an einer privaten Tour auf einer Insel des Inselstaates teilgenommen, besuchten Traumstrände, Plantagen und den Vulkan Pico Cão Grande.

Doch nach dem Landgang kam es zur Panne: Die Reisegruppe verspätete sich und erreichte den Hafen erst nach der “Alle-Mann-an-Bord”-Zeit. Das letzte Tenderboot zum Luxusliner war weg. Verzweifelt sahen sie zu, wie die “Norwegian Dawn” ohne sie in Richtung Horizont davondampfte.

Gestrandet auf einer fremden Insel

Zu den Zurückgelassenen gehörte auch eine Amerikanerin, die sich beim Landgang eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte und im Krankenhaus behandelt werden musste. Unter den Pechvögeln waren zudem vier Pensionisten, einer davon querschnittsgelähmt und der andere herzkrank. Eine Amerikanerin schwanger.

Jegliche Versuche, das Schiff zu kontaktieren, scheiterten. Die Campbells, die einzigen mit einer Kreditkarte, mussten 5000 Dollar für Hotelzimmer und Notwendigkeiten vorstrecken. Acht der Gestrandeten fassten schließlich den Plan, mithilfe der US-Botschaft in Angola nach Gambia zu fliegen und dort wieder an Bord zu gehen.

Dann die nächste Hiobsbotschaft: In Gambia konnte das Schiff wegen zu niedrigen Pegelständen nicht anlegen. Erneut standen die acht Passagiere vor der “Norwegian Dawn”, ohne an Bord zu gelangen.

Mit einem Van und einer Fähre wollen die Gestrandeten nun in den Senegal reisen und dort erneut versuchen, das Schiff zu erreichen und ihre Kreuzfahrt nach Barcelona fortzusetzen.

São Tomé und Príncipe ist ein Inselstaat im Golf von Guinea, der für seine üppige Vegetation, vulkanische Landschaft und vielfältige Tierwelt bekannt istGetty Images

Die Reederei rudert zurück

In einer Erklärung versicherte ein Sprecher der Kreuzfahrtgesellschaft, man stehe “im Kontakt mit den Gästen” und habe “eng mit den örtlichen Behörden zusammengearbeitet, um die Anforderungen und erforderlichen Visa zu bearbeiten, die erforderlich sind, wenn die Gäste beim nächsten Mal wieder an Bord des Schiffes gehen.”

Wie es zu der Panne kommen konnte und warum der Kapitän sich weigerte, ein weiteres Tenderboot zu schicken, ist derzeit noch unklar. Fest steht: Die “Norwegian Dawn”-Kreuzfahrt wird für die neun Passagiere unvergesslich bleiben – allerdings aus ganz anderen Gründen als ursprünglich geplant.