Olympische Winterspiele in Russland und Peking – darüber hinaus eine Weltmeisterschaft in Katar. Die Vergabe von Großveranstaltungen sorgte in den letzten Jahren oft für scharfe Kritik. Katar wird vom 21. November bis zum 18. Dezember Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft sein. Immer wieder werden dem Gastgeberland der 22. WM Verstöße gegen Menschenrechte vorgeworfen. Die britische Zeitung “The Guardian” berichtete, dass seit der Vergabe 6500 Gastarbeiter gestorben sind.

Bei einer Pressekonferenz hat sich der niederländische Teamchef Louis van Gaal zur WM in Katar geäußert. “Ich finde es lächerlich, dass wir in einem Land spielen werden, um – wie die FIFA sagt – den Fußball dort zu entwickeln, indem man dort ein Turnier austrägt.” Doch van Gaal wurde noch deutlicher: “Das ist Bullshit! Es geht um Geld, um kommerzielle Interessen. Darum geht es der FIFA.”

Flick: "Man muss sich früher Gedanken machen"

Nicht ganz so kritisch hat sich Hansi Flick im Interview mit dem “stern” geäußert. Der deutsche Bundestrainer forderte verbindlichere Kriterien für die Vergabe von Großveranstaltungen. Es darf nicht immer nur nach dem Geld gehen. Wir hatten zuletzt eine Fußball-WM in Russland, Olympische Winterspiele in Peking, im November kommt die WM in Katar – und immer gab es große Kritik. Deswegen sage ich: Wir müssen uns früher Gedanken machen, in welches Land wir Sportveranstaltungen geben, und dafür noch verbindlichere Kriterien definieren.”

Doch Flick ist gegen einen Boykott: “Wir wollen teilnehmen und dann Signale setzen.” Laut dem Bundestrainer würde man mit einem Boykott den Menschen in Katar nicht helfen. Boykotts finde ich generell schwierig, davon raten selbst Nichtregierungsorganisationen ab. Die Weltmeisterschaft in Katar würde ja trotzdem gespielt. Es ist jetzt viel wichtiger, dafür zu sorgen, dass die Fortschritte, die es in Katar gibt, nachhaltig sind.” Zudem wäre ein Boykott für die Spieler problematisch, da man ihnen laut Flick einen Karrierehöhepunkt wegnehmen würde. Allerdings sieht es der 57 Jahre alte Trainer als richtig an, Russland auszuschließen.