„Die Produktion wird angepasst. Wir verlagern einiges nach China und einiges nach Indien“, erklärt KTM-Chef Pierer (67) im Interview mit der Kleinen Zeitung, warum kurz vor Weihnachten Hunderte Mitarbeiter ihre Jobs im Werk in Mattighofen verlieren. Für Pierer liegt die Schuld nicht zuletzt an der Kostensituation in Österreich. Im Interview mit der Zeitung schlüsselt er auf, was bei jedem heimischen Politiker eigentlich die Alarmglocken schrillen lassen müsste.

Keine Chance für Europa bei den Produktionskosten

So erklärt der KTM-Boss: „Die jährlichen Produktionskosten pro Mitarbeiter für ein Unternehmen betragen derzeit in unserer Gruppe in Deutschland 57.000 Euro, in Österreich 54.000 Euro, in der Slowakei 27.000 Euro, in China betragen diese 14.000 Euro und in Indien bei unserem Partner Bajaj 8000 Euro, ebenso pro Jahr und pro Kopf“. Als wäre das nicht schon genug fügt er noch hinzu, dass es in Indien zudem noch eine 6-Tage-Woche gibt.

Die Produktion bei KTM wird neu organisiert. Teile wandern nach Indien und China abKTM

KTM-Boss über Wirtschaft in Europa: "Wie soll das funktionieren?"

Immerhin sei KTM weltweit aktiv und könne somit Lösungen im Ausland suchen. Ein Luxus, den viele Klein- und Mittel-Betriebe nicht haben.  Man möge sich, so Pierer, ein solchen Unternehmen mit 300 Mitarbeitern, die eine Personaltangente von 35 Prozent haben und nur einen Standort in Österreich besitzen, einmal vorstellen. „Unter Berücksichtigung der letzten kollektivvertraglichen Lohnerhöhung- wie soll das funktionieren?“, fragt der erfolgreiche Unternehmer und schreibt der Politik ins Stammbuch: „Es ist bei uns noch nicht angekommen, dass wir unseren Wirtschaftsstandort damit massiv zerstören.“ Besonders nachteilig sei auch die enorme Bürokratie in der EU. Während zum Beispiel die USA den Inflation Reduction Act, der viele europäische Unternehmen nahezu zwingt, in den USA zu investieren ins Leben rief, gibt wandern immer mehr wichtige Betriebe aus Europa ab.