Die Kuss-Affäre um den ehemaligen spanischen Fußballpräsidenten Luis Rubiales zieht im spanischen Fußball immer größere Kreise. Jetzt wird auch gegen drei weitere Personen ermittelt. Darunter befindet sich auch der früheren Trainer des Frauen-Nationalteams, Jorge Vilda, der Spanien zum WM-Titel geführt hatte. Darüber hinaus sind auch die RFEF-Direktoren Rubén Rivera (Marketing) und Albert Luque (Männer-Nationalteam) für den 10. Oktober zu einer Anhörung vorgeladen. Das gab der spanische Staatsgerichtshof am Mittwoch bekannt.

Rubiales sorgte im Finale der Frauen-Weltmeisterschaft in Sydney für einen Eklat. Nach dem 1:0 Sieg im Finale gegen England küsste der mittlerweile Ex-Präsident die Spielerin Jennifer Hermoso auf den Mund. Diese Szene löste weltweite Empörung aus.

Rubiales wurde schließlich vom Weltverband FIFA für 90 Tage suspendiert. Zunächst lehnte er einen Rücktritt ab. Er habe Hermoso „spontan“ und „ohne jede böse Absicht oder bösen Willen“ geküsst, beteuerte er später reumütig. Hermoso hatte kurz darauf in einem Video gesagt, dass ihr der Kuss unangenehm gewesen sei. „Aber was sollte ich machen“, fügte sie hinzu. Allerdings knickte der Funktionär doch ein und legte seine Ämter nieder.

Wurde Hermoso unter Druck gesetzt?

Hermoso soll auf dem Rückflug nach Spanien vor dem Hintergrund der aufkommenden weltweiten Empörung von RFEF-Funktionären unter Druck gesetzt worden sein, damit sie Rubiales entlastet und eine Einwilligung einräumt. Nach spanischen Medienberichten gibt es für den Richter Indizien dafür, dass Vilda, Rivera und Luque zu der Gruppe gehörten, die versucht haben soll, Hermoso dazu zu überreden. Vilda war kurz nach der WM von Montse Tomé abgelöst worden.

Neben Rubiales und Hermoso hat Richter de Jorge bereits mehrere Zeugen und Sachverständige befragt. An diesem Donnerstag sowie am kommenden Montag stehen weitere Anhörungen an, die zum Teil per Videokonferenz stattfinden sollen.

Rubiales beteuert, Hermoso habe dem Kuss zugestimmt. Die Spielerin erklärte aber, sie habe sich “als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe”. Der Ermittlungsrichter muss entscheiden, ob die Beschuldigten auf die Anklagebank kommen. Rubiales droht in diesem Fall laut Experten eine Haftstrafe von bis zu vier Jahren.