Die “Riders on Strike” fuhren mit ihren Fahrrädern und E-Bikes vom Westbahnhof über die Mariahilfer Straße in Richtung Innenstadt, um vor dem “foodora rider recruitment center” und der Firmenzentrale ihren Unmut zu äußern. “Kaum wer kommt auf die Stunden, die er gerne hätte”, sagte Toni Pravdic, der Zentralbetriebsratsvorsitzender beim Foodora-Konkurrenten Lieferando ist. Auf den Schildern stand etwa “Gebt uns die Arbeit, die ihr uns versprochen habt” oder “3000 Rider sind genug für die wenigen Schichten”.

Foodora und Lieferando sind die beiden größten Zustelldienste in Österreich.APA/HELMUT FOHRINGER

Gewerkschaft fordert Kollektivvertrag für alle Zusteller

Foodora (früher Mjam) betonte, dass die Fahrer zuletzt im Schnitt um 20 Prozent mehr Stunden gefahren seien als noch zu Jahresbeginn. “Zusätzlich haben wir die durchschnittliche Bezahlung seit Jänner 2023 um 10 Prozent angehoben”, erklärte das Unternehmen in einer Stellungnahme.

Unterstützt wird die Demo von der Gewerkschaft vida. Sie fordert, dass für alle Zusteller der Schutz des Kollektivvertrags gelten müsse. Nur so hätten sie Anspruch auf Kilometergeld, Zulagen, Urlaub sowie Sozialversicherung und Krankengeld. Die Gewerkschaft will den KV auf freie Dienstnehmer ausdehnen, indem sie in das Arbeitsverfassungsgesetz aufgenommen werden.

Die Demonstranten beklagen, dass das Unternehmen zu viele freie Dienstnehmer beschäftigt und diese dann zu wenige Aufträge erhalten.APA/HELMUT FOHRINGER

Foodora: Unsere Fahrer können jederzeit in echte Dienstverhältnisse wechseln

Laut Foodora haben sich die Fahrer selbst für das freie Dienstnehmermodell entschieden. Man biete aber auch echte Dienstverhältnisse an. Für verlässliche Rider sei der Wechsel jederzeit rasch und unkompliziert möglich. Foodora betonte, dass auch die freien Dienstnehmer kranken-, unfall-, pensions- und arbeitslosenversichert seien und man weder mit Freelancern noch mit (Schein-)Selbstständigen arbeite.

Für Fahrradboten und Essenszusteller gibt es seit 2020 einen eigenen Kollektivvertrag. Es war der weltweit erste für Fahrradzusteller. Allerdings gilt dieser nur für rund 2000 der insgesamt ungefähr 4000 bis 5000 Mitarbeiter der Branche. Der Rest sind freie Dienstnehmer oder Ein-Personen-Unternehmen (EPU), also selbstständig.

Foodora-Bote unterwegs in WienAPA/ROLAND SCHLAGER
Zurzeit sind in etwa 150 Fahrer bei Foodora nach dem KV angestellt.APA/HELMUT FOHRINGER

Foodora und Lieferando sind die beiden größten Zustelldienste in Österreich, sie sind in mehreren Städten aktiv. In Wien gibt es mit Wolt noch einen dritten Anbieter. Bei Lieferando gibt es rund 1000 Boten, die alle nach dem Kollektivvertrag angestellt sind. Bei Foodora sind ungefähr 150 Fahrer nach dem KV angestellt, die große Mehrheit der insgesamt rund 3000 Rider erhält ihre Aufträge als freie Dienstnehmer. Bei Wolt gibt es nur freie Dienstnehmer und Selbstständige.