Die wirtschaftlichen Probleme der verlustreichen Lieferdienste treffen inzwischen auch die deutschen Kunden. Nicht nur, dass sich die Lieferzeiten zunehmend verlängern, auch Mindestbestellwerte und immer größere Lücken im Sortiment sorgen für wachsenden Unmut. Was dahinter steckt: Mittlerweile geht es für viele Vertreter der Liefer-Branche ums blanke Überleben.

Grund für die Existenznöte der Lieferdienste ist laut Experten nicht zuletzt deren Geschäftsmodell. Dieses sei schon vor der gegenwärtigen Krise des Online-Handels höchst riskant gewesen, sei doch die Gewinnzone nahezu unerreichbar, erklärt Handels-Experte Gerrit Heinemann gegenüber der “Welt”.

Michael Gstettenbauer / IMAGO

Die vielen Probleme der Lieferdienste: Inflation, Konsumrückgang, Arbeitskräftemangel ...

Die Preisexplosion bei Lebensmitteln, der allgemeine Konsumrückgang, der Arbeitskräftemangel, die Mindestlohnerhöhung und Betriebsratsgründungen würden der “margenschwachen Branche” zurzeit enorm zusetzen, sagt Heinemann.

Ein Beispiel: Neben vielen anderen Lieferanten befindet sich auch der deutsche Lieferdienst “Flink” in der Krise. “Flink” hat Auslandsmärkte aufgegeben – unter anderem in Österreich. 40 Prozent des Personals soll das Unternehmen zwischenzeitlich verloren haben. Das hat Folgen: Statt Lieferzeiten von 15 Minuten finden sich derzeit oft 50 bis 90 Minuten als Angabe in der App.

Bei Lieferando wiederum, dem Marktführer bei der Lieferung von Restaurant-Produkten, befinden sich die Fahrer und Boten derzeit im Warnstreik. Sie fordern einen Mindestlohn von 15 Euro. Lieferando beharrt jedoch auf dem bestehenden Mindestlohn von 14 Euro – schließlich würden wachsende Lohnkosten die ohnehin mageren Gewinnaussichten weiter schmälern.