2022 stand Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling im Zentrum eines Shitstorms, im Zuge dessen sie als transfeindlich, faschistisch und rechtsextrem gebrandmarkt wurde. Ihre Aussagen, wonach biologische Männer keine Frauen sein können, sorgten für massive Kritik seitens der Harry Potter-Schauspieler wie etwa Daniel Radcliffe (Harry Potter), Emma Watson (Hermine Granger) und Rupert Grint (Ron Weasley) – sowie zu einem Bruch mit der Autorin innerhalb der größten Harry-Potter-Fanseiten „MuggleNet“ und „The Leaky Cauldron“. Und: Auch die Film- und Fernsehgesellschaft Warner Bros, die sich für die Veröffentlichung der Harry-Potter-Reihe verantwortlich zeigte, distanzierte sich damals und teilte mit, dass eine „vielfältige und inklusive Kultur“ für das Unternehmen von zentraler Bedeutung sei, ohne Rowling namentlich zu erwähnen.

Doch nun hat sich, wie Variety berichtet, das Blatt gewendet.

Warner Bros sucht wieder Anschluss

Wie das US-amerikanische Unterhaltungsmagazin schreibt, zeigt sich 2024 ein gänzlich anderes Bild. Unter neuer Leitung hat Warner Bros entschieden, wieder Anschluss an J.K. Rowling zu suchen. Der Grund: Die Harry-Potter-Filmreihe wird als Serie auf HBO veröffentlicht. „Wir sind stolz darauf, die Geschichte von Harry Potter erneut zu erzählen – die herzerwärmenden Bücher, die von Freundschaft, Entschlossenheit und Akzeptanz handeln“, heißt es in einer Stellungnahme des Senders. „J.K. Rowling hat das Recht, ihre persönlichen Ansichten zu äußern. Wir werden uns weiterhin auf die Entwicklung der neuen Serie konzentrieren, die nur von ihrer Beteiligung profitieren kann.“

Warner legt dabei Harry Potter als HBO-Serie neu auf, die die sieben Fantasy-Bücher als sieben Staffeln mit neuem Cast verfilmt. Sie sollen ab April 2025 innerhalb eines Zeitraums von zehn Jahren abgedreht werden. Der geplante Serien-Start soll 2026 oder 2027 erfolgen. Die Harry Potter-Serie erscheint dann in den USA beim Sender HBO und dessen Streaming-Dienst Max. Auch der HBO-Chef Casey Bloys teilte auf einer Pressekonferenz jüngst mit, dass Rowling „sehr, sehr stark in die Auswahl von Drehbuchautoren und Regisseur eingebunden“ sei. Ihre umstrittenen Aussagen hätten „weder die Besetzung noch die Einstellung von Autoren oder Produktionsmitarbeitern“ beeinflusst. Von Cancel Culture? Keine Spur.

Rowling ist überzeugte Gegnerin der Trans-Ideologie

Rowling selbst tritt inzwischen vorrangig als Radikalfeministin und Gegnerin der Trans-Ideologie – und weniger als Harry-Potter-Autorin – auf. Am 10. September veröffentlichte sie den offenen britischen Casting-Aufruf für die Rollen von Harry Potter, Hermine Granger und Ron Weasley. In den folgenden zwei Monaten postete oder teilte Rowling über 200 Mal Posts, um ihre Überzeugung in Gender- und Queerness-Fragen zu unterstreichen. Am 7. Oktober schrieb sie, dass Geschlechtsidentität „kaum mehr als durch subjektive Gefühle einer Person definiert wird, oder (genauer gesagt) durch deren Behauptung, diese Gefühle zu empfinden.“

Breite Unterstützung in den sozialen Medien

Dieser Wandel hat auch damit zu tun, so Variety, dass sich die öffentliche Meinung massiv verändert hat: Trotz des Boykottaufrufs durch Fans haben sich inzwischen auch einige Stars wie Ralph Fiennes (Lord Voldemort) und Helena Bonham Carter (Bellatrix Lestrange) öffentlich zu Rowling bekannt. In den sozialen Medien, gerade auf X, werden Rowlings Äußerungen zudem von einer breiten Basis befürwortet. Rowling selbst gibt sich unbeeindruckt – und teilte weiter gegen Gender-Ideologen aus: „Stars, die eine Bewegung unterstützten, die die hart erkämpften Rechte von Frauen untergräbt, können sich ihre Entschuldigungen für traumatisierte Detransitioner und gefährdete Frauen in geschlechtsgetrennten Räumen aufheben“, erklärte sie trocken im April.

Ihre dezidierte Kritik an der Trans-Ideologie ist inzwischen zu einem zentralen Thema ihrer Online-Präsenz geworden; der öffentliche Druck auf ihre Person und Cancel Culture hingegen greifen nicht mehr, wie Variety schreibt.

Die Fans von Harry Potter bleiben dem Bericht zufolge unterdessen gespalten. „Die Fangemeinschaft vor zehn Jahren war wie eine Utopie“, sagt etwa Kat Miller von „MuggleNet“. Heute sei die Begeisterung gespalten, da Rowlings Aussagen viele politische Konflikte verursacht hätten. Einige Fans suchen nach Wegen, ihre Leidenschaft für Harry Potter mit ihrem Kampf für Trans-Rechte zu vereinen, beispielsweise durch Spenden an entsprechende Organisationen. Variety schreibt dabei, dass der Fall Rowlings einmalig sei: „Die Branche hat sich noch nie mit einem Szenario konfrontiert gesehen, in dem der alleinige Schöpfer einer geliebten, milliardenschweren globalen Heldenreihe so unverblümt in eine der umstrittensten sozialen Debatten der heutigen Zeit eingetaucht ist.“´

Am Ende kommt der Artikel zu dem Schluss: „Ironischerweise scheinen Rowlings Handlungen, obwohl sie die Hingabe vieler Potter-Fans an sie untergraben haben, zugleich die Solidarität dieser Fans untereinander gestärkt zu haben.“

Vieles spricht dafür, dass die Cancel Culture bei Rowling nicht greift, und sie schon bald bei HBO hinter den Kulissen die Serie ihres Epos so (mit)inszenieren wird, wie sie es sich vorstellt – und nicht wie Trans-Ideologen es wollen.

 

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